In letzter Zeit wurde mir öfter geschrieben, dass ich wohl eine hohe Resilienz-Fähigkeit hätte. Da habe ich dann doch mal nachgeschaut, was Resilienz eigentlich bedeutet.

Ich habe öfter Trainerinnen in meiner Online-Trainer-Ausbildung, die Online-Seminare zu diesem Thema anbieten möchten und ich hatte schon auch eine vage Vorstellung davon, was es bedeutet. Schließlich ist der Begriff ja schon seit einigen Jahren in der Seminarszene unterwegs. Aber ich wollte dann doch lieber einmal nachschauen, was sich denn genau dahinter verbirgt.

Was ist Resilienz?

Ich habe dies als erstes gefunden (im google-Wörterbuch):

„psychische Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“.

Auf einer anderen Seite im Netz (lernen.net) fand ich folgende Übersicht, die mir sehr gut gefällt. Beim Durchlesen bemerkte ich dann, dass ich in der Tat wohl über die Fähigkeit der Resilienz verfüge, denn die Punkte treffen mehr oder weniger alle zu.

1. Optimismus

Positive Gedanken und mentales Training – das habe ich in der Tat schon im Pflegeheim begonnen, auch mit Hilfe diverser Kolleginnen, die mich anriefen und mit mir Übungen machten.
Ich schätze mich auch grundsätzlich als positiven Menschen ein – auch wenn ich hin und wieder einen Durchhänger habe. Aber ich denke, das ist normal und in meiner aktuellen Situation auch verständlich.

2. Akzeptanz

Ich nehme meine diversen Unfälle und auch früheren Knochenbrüche relativ schnell hin und arrangiere mich damit, so gut ich es kann.

3. Lösungsorientiert

Ja, das bin ich nun in der Tat und kreativ dazu. Dazu habe ich schon diverse Beispiele früher beschrieben, daher lasse ich das jetzt an dieser Stelle.

4. Verlassen der Opferrolle

Das bedeutet, die Situation aktiv in die Hand zu nehmen und daran zu glauben, dass ich die Krise bewältigen kann.

5. Eigenverantwortung

Das hängt natürlich mit 4 zusammen. Auch wenn ich das Problem nicht verursacht habe, liegt es doch in meiner Hand, wie ich nun damit umgehe.

6. Netzwerkorientierung

Dazu gehören Freundschaften und das Annehmen von Hilfe. Ich kann es ja auch noch viel konkreter benennen. Gerade zwei Netzwerke (Das Netzwerk schreibender Frauen und viele Kontakte über Facebook) habe mir sehr konkret und materiell geholfen, so dass ich sehr überwältigt bin.

7. Zukunftsplanung

Dazu gehört der Glaube daran, die Krise bewältigen zu können und auf ein Ziel hin zu arbeiten.

Hier können Sie den ausführlichen Artikel von lernen.net lesen.

Wenn ich mir die Punkte so anschaue, dann denke ich, dass diese Fähigkeiten nicht nur in Krisenzeiten hilfreich sind. Das ist auch der Grund, warum ich überhaupt diesen Beitrag schreibe.

Wozu sind diese Fähigkeiten hilfreich – auch unabhängig von Krisen?

Abgesehen davon, dass wohl fast alle Menschen mal Krisen in ihrem Leben erleben, finde ich die aufgeführten Eigenschaften eigentlich grundsätzlich hilfreich. Auch im ganz normalen Alltag, beruflich und privat.

Und ich kann mir nicht helfen, mir kommt dabei ständig das „Kölsche Grundgesetz“ in den Sinn. Mal sehen, wo es da Bezüge gibt.

zu 1. Optimismus

Artikel 3 des Kölschen Grundgesetzes drückt es so aus:
„Et hätt noch emmer joot jejange“ – Es ist noch immer gut gegangen

Optimistischen Menschen geht es selber besser, sie entwickeln wohl auch grundsätzlich bessere Abwehrkräfte, vielleicht auch ein stärkeres Immunsystem? (Wild drauf los spekuliert). Vor allem sind aber andere Menschen auch lieber mit ihnen zusammen als mit ständigen Jammerlappen oder Selbstbemitleidern.

Trotzdem –das finde ich wichtig- müssen wir nicht immer Strahlemenschen sein. Mir darf es zwischendurch auch mal beschissen gehen oder „dat ärme Dier“ bekommen, wie man in Köln so schön sagt. Wenn ich mich dann aber auch nach einiger Zeit wieder am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehe, mir Hilfe hole oder etwas tue, wovon ich weiß, dass es mir gut tut.

Aktuelle sind das malen und wandern, die besten Anti-Depressiva!

zu 2. Akzeptanz

Dieses Thema entspricht offensichtlich besonders dem kölschen Naturell, denn hierzu gibt es gleich mehrere Artikel.

Artikel 1 des Kölschen Grundgesetzes: „Et es wie et es.“ – Es ist wie es ist. Sieh den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts ändern.

Aritkel 2: „Et kütt wie et kütt.“ – Es kommt, wie es kommt. Er nimmt diese Haltung schon auch gleich mit in die Zukunft.

Artikel 3 ist dabei die Krönung: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Es ist noch immer gut gegangen. Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.

Artikel 7: „Wat wells de maache?“ Was willst du machen?
Füg dich in dein Schicksal.

Dazu passt ebenso der vielzitierte Spruch:
Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Dieser Punkt ist für manche Menschen sehr schwierig. Hinderlich sind dabei all solche Gedanken oder Fragen wie „Warum?“ Warum ist das passiert? Warum passiert mir das? usw. Ebenso: „Hätte ich das und das doch anders gemacht.“ „Wäre ich doch nicht…“. Das alles hilft überhaupt nichts, man fühlt sich nur immer elender.

Ich weiß, dass das Ursachen-Suchen und vor allem das Deuten sehr beliebt sind. Mir sagte mal ein Lehrer, das ist unser Versuch, so einem Mist-Ereignis wenigstens einen Sinn zu geben. Und nicht einfach zu sagen: „Mist. Da bin ich blöde hingefallen“.

Das bedeutet nicht, dass man nicht bei konkreten Ursachen versucht, daraus zu lernen und es zukünftig zu ändern oder zu verhindern.

Im Alltag gibt es viele kleine Dinge, über die wir uns ständig aufregen könnten und manche Menschen auch mit Wonne tun. Der Presslufthammer der Baustelle vor dem Haus

zu 3. Lösungsorientiert

Dazu könnte man den Artikel 5 hinzunehmen: „Et bliev nix wie et wor!“ Es bleibt nichts, wie es war, sei offen für Neuerungen.

Für mich gehört zur Lösungsorientierung Kreativität. Kreative Ideenfindung ist ja eins meiner vorrangigen Seminarthemen, daher ist mir das in Fleisch und Blut übergegangen.

Dabei merke ich, dass diese Haltung und das konkrete Überlegen, welche Lösung es denn geben könnte, mich sofort in einen anderen inneren Zustand bringt. Das ist schon die halbe Miete. Ich fühle mich aktiver, energiegeladener, fange an zu planen und zu tüfteln.

Wie bei der Frage: Wie kann ich meine Sonntagswanderungen wieder aufnehmen, auch wenn ich noch nicht fit genug bin, die Bergischen Streifzüge komplett zu gehen? Wenn ich dann erst einmal anfange, dann habe ich schnell 2-3 Lösungen parat – und bin nun schon drei Mal im Schleich-Modus verkürzte Wege gegangen, indem mich Freunde vom Parkplatz abholten und schon ein Stück weiter brachten.

Auch das können wir im Alltag und Beruf ständig brauchen. Statt vorschnell zu sagen: „Das geht nicht“ lieber fragen: „Wie könnte das gehen?“
Und dazu ein kreatives spielerisches Brainstorming machen und schwups, hat man eine Liste von möglichen Lösungen. Dann ist ganz sicher eine dabei, die auch was taugt und die Ihnen weiterhilft.

Wie ich schon schrieb: schon beim Prozess der Lösungssuche geht es mir immer schlagartig besser. Denn so kommt man aus der Klage-Rolle heraus und wird aktiv. Das gibt mir das Gefühl, dass ich es in der Hand habe – und das fühlt sich immer gut an.

zu 4. Verlassen der Opferrolle

Das ist im Grunde unter Punkt 3 schon miterfasst.

Wenn ich hier an Alltagssituationen denke, dann fallen mir erschreckend viele Menschen ein, die ständig klagen, über ihre Wohnung, ihren Job oder ihre Beziehung. Die nicht zufrieden sind. Aber tausend und einen Grund aufführen, warum sie das nicht ändern können. Und von daher erst gar nicht einmal anfangen, kreative Ideen zu entwickeln, ganz spielerisch, ohne Zwang, es dann auch tun zu müssen. Sie geben einfach schon drei Schritte vorher auf – und das ist mir oft ganz schwer verständlich, weil ich da Gottlob ganz anders gestrickt bin.

Das ist nicht immer bequem, hat mir etliche Umzüge beschert und immer wieder berufliche Veränderungen, das war anstrengend, aber unterm Strich nachher immer besser als vorher!

zu 5. Eigenverantwortung

Auch das gehört eng mit den beiden vorherigen Punkten zusammen. Sie und nur Sie alleine haben es in der Hand, welchen Job Sie machen, wo und mit wem Sie leben etc. Niemand sonst, auch wenn sich das manche vielleicht einreden.
Natürlich ist das nicht immer bequem und natürlich leben wir in einem sozialen Netzwerk, wo auch andere von unseren Entscheidungen mitbetroffen sind. Dennoch ist es unsere Entscheidung, ob wir darauf eben Rücksicht nehmen (und dann sollten wir diese auch bewusst treffen und uns damit arrangieren) oder doch Konsequenzen ziehen, die unbequem und schmerzhaft sein mögen, aber wo wir hinter stehen.

zu 6. Netzwerkorientierung

Wir sind soziale Wesen, brauchen Freunde und zum Teil Familie, Kontakte und Unterstützung.  Hilfe und Unterstützung anzunehmen fällt vielen nicht so leicht, lernt man aber spätestens, wenn man mit 2 gebrochenen Armen im Krankenhaus liegt und einfach selbst nichts machen kann.

Vielleicht fällt es auch leichter, wenn man selbst auch hilfreich ist und somit sich eher die Erlaubnis gibt, auch einmal Hilfe anzunehmen, wenn sie notwendig ist.

Es müssen auch keine dramatischen Dinge sein. Hier auf dem Land erlebe ich das immer sehr konkret. Wie sich Nachbarn gegenseitig helfen, bei konkreten Projekten oder punktuell. Mein Nachbar Max hat mir schon dermaßen viel seit dem Umzug geholfen, dass ich es gar nicht mehr ausgleichen kann. Aber auch da suche ich nach kreativen Lösungen J.

zu 7. Zukunftsplanung

Ich glaube, jeder Mensch braucht eine Perspektive. Auch das Wissen, warum ich das tue, was ich tue, wo das einmal hinführen soll, was das Ziel davon ist. So ein Ziel und eine klare Ausrichtung motivieren und beflügeln ungemein.

Auch hier helfen mentale Übungen, innere Visualisierung und die Vorstellungskraft sehr. Wenn ich innerlich sehe, wie ich dies oder jenes umsetze, dann fühle ich das gleichzeitig auch und es geht mir gut. Daraus nehme ich dann den Schwung und die Motivation dran zu bleiben, um das Ziel zu erreichen.

Jo, das war jetzt ein etwas länglicher Artikel. Aber je nachdem, in welcher Lebenslage Sie darauf stoßen, finden Sie vielleicht ein paar hilfreiche Hinweise. Es würde mich freuen!