Worum geht es?

Es geht uns nicht immer gut! Es gibt vielleicht manchmal kleine Alltagsärgernisse, dickere Probleme im Job oder richtig große Katastrophen. Und davor sind wir alle nicht gefeit.

Und dann kann man viel an den Bedingungen und Umständen ändern, um die Situation wieder zu verbessern, das geht manchmal aber nur begrenzt. Auf jeden Fall kann man aber zusätzlich oder womöglich überhaupt nur an der eignen Sichtweise und Bewertung etwas ändern. OK, das ist noch nicht neu. Manchmal stoßen mir die entsprechenden Sprüche auch so richtig übel auf („Gibt dir das Leben eine Zitrone…“) und ich könnte draufhauen.

Trotzdem ist da was dran und vor allem, und das ist das Entscheidende, hilft es einem selbst tatsächlich am Meisten. Und es ist nicht anstrengend, tut nicht weh, sondern schon beim Tun tut es gut. Es erinnert mich auch ein wenig an die NLP-Technik Reframing.

Wie ich auf die Idee kam

Wie schon erwähnt, hatte ich letzte Woche wieder 3 OPs, wo alle Platten und Schrauben rauskamen. Im Krankenhaus war die Hölle los mit Notfällen, so dass ich froh war, Freitag wieder nach Hause zu kommen. Da lag ich aber nun, alleine, und durchaus noch völlig platt. Ich konnte das vorher nicht abschätzen, wie es mir danach geht. Nun ja, so ne OP und vor allem die Narkose ist einfach nicht so ohne und man merkt es noch tagelang. Außerdem waren das ja wirklich Brocken, die sie da herausgeholt hatten,

Das wurde mir alles herausgenommen aus linkem Handgelenk, rechter Schulter und Rückenwirbel.

Und gerade am Wochenende und diese Woche hatten meine Freundinnen alle keine Zeit, waren selbst krank etc. Ich fühlte mich beschissen und schrieb eine sogenannte Jaul-Mail an eine Freundin. Wo durchaus auch vielleicht etwas leicht Vorwurfsvolles mitschwang. Aber ich wollte es loswerden und mein Elend hinausschicken.

Diese Freundin ist das Gottseidank gewöhnt, wir haben das immer wieder mal scherzhaft eben Jaul-Mails genannt, früher sogar Faxe, wozu sie dann witzige Karikaturen gezeichnet hat. Humor ist ja auch eine super Bewältigungs-Strategie.

Und das Ganze umdrehen

Aber kurz nach dem Absenden kam mir der Impuls: ich könnte das alles auch ganz anders sehen. Nicht geschönt, sondern einfach mit einem anderen Blickwinkel.

Und dann kam mir eben die Idee, ich schreibe die gleiche Mail noch mal, aber ins Positive gekehrt.

Wie gesagt, nicht gelogen oder beschönigt, auch nicht einfach das Gegenteil, sondern mit einem anderen Blickwinkel.

(Die genaue Methoden-Beschreibung findest du weiter unten).

Also statt: “Ich liege hier so doof alleine herum und kann nichts machen“, denken und schreiben: „Wie gut, dass ich aus dem chaotischen Krankenhaus heraus bin und hier viel mehr Ruhe habe und gemütlich auf dem Sofa liegen kann.“

„Wie toll, dass ich Online-Seminare mache und dass das Webinar am Montag durchaus gut gelaufen ist, auch wenn es mir nicht gut ging und ich es auch kürzer gehalten habe. Aber ich habe es geschafft und die Teilnehmer haben es wertgeschätzt.“

„Wie prima, dass ich ohne Probleme einen Arzt-Termin verschieben konnte und bald einen neuen habe und die Physio-Termine absagen konnte.“

Effekt

Natürlich geht es vor allem mir selbst besser, wenn ich so etwas schreibe. Beim Gegenüber kommt es natürlich auch besser an.

Methode

1. So richtig ausjammern

Ich denke, dass es verständlich ist und auch durchaus hilfreich sein kann, erst einmal Dampf abzulassen. Sich nicht immer zusammenreißen und tapfer sein müssen (das geht oft lange gut, aber irgendwann vielleicht nicht mehr), sondern sich auch mal ausheulen und ausjammern dürfen. Wenn man eine gute Freundin hat, dann ist das super.

Ansonsten empfehle ich, schreib es auf, als sei es ein Brief oder eine Mail an eine Freundin. Jammere hemmungslos drauf los, kotz dich aus.

2. Umschwenken und Perspektive wechseln

Danach nimm dir deinen Text vor und schreib zu den gleichen Themen, aber schau mit einer anderen Perspektive drauf. Es kann passen, das Gegenteil zu schreiben (wenn das auch stimmt), oder eben einfach einen erweiterten Blick zu öffnen. Eben nicht nur das sehen, was gerade nervt oder stört, sondern auch wahrzunehmen, was es trotzdem oder parallel oder auch Positives daran gibt.

Perspektivwechsel

Noch mal ein kleines Alltagsbeispiel: Oft klappt eine Technik nicht, ob in Online-Seminaren oder wie bei mir gerade bei der Buchhaltungssoftware. Das nervt, ich kann meine Buchhaltung nicht vernünftig machen.

Zum einen suche ich natürlich praktische Hilfe und Alternativen (notfalls muss ich es meiner Steuerberaterin schicken), aber bezogen auf die Schreibübung würde ich hier schreiben: „Toll, dass ich eine im Prinzip super Software habe, dass ich einen sehr netten Support habe. Aber vor allem, dass mein Business im Moment gut läuft und ich eben daher viel Buchhaltung machen muss.“

Ich denke, das reicht als Beispiel.

Nimm es einfach als spielerisches und kreatives Experiment, das dir vielleicht sogar Spaß macht, während du es machst. Auf jeden Fall geht es dir nachher besser.

3. Schließlich doch auf die Sahne hauen und übertreiben

Oben schrieb ich, dass die positiven Blickwinkel nicht gelogen sein sollen.

Aber aus dem mentalen Training kenne ich durchaus auch Ansätze die empfehlen: Schreibe/ sage es so, wie du es optimal wünschst, auch wenn es noch nicht da ist, und in der Gegenwart, so als ob es jetzt schon real sei. Denn nur so versteht unser Unbewusstes es.

Daher ergänze ich zum oben Geschriebenen: Wenn du Lust und Mut dazu hast, dann hau hier einfach auf die Sahne. Es ist nicht „gelogen“, sondern grammatikalisch machst du es deinem Unbewussten leichter, dir bei der Umsetzung zu helfen.

Mal dir deinen Wunsch-Zustand aus

Nimm es einfach als Spiel – schreibe dir die Situation so, wie du sie dir optimal wünschst. Eins kann ich dir versprechen: Danach geht es dir eindeutig besser!

Noch ein Tipp

Das erinnert mich an eine Methode, mit der man ein vergangenes Ereignis, mit dem wir nicht zufrieden waren, schreibend positiv verarbeiten und verändern kann. Diese Methode stelle ich neben vielen anderen in meinem 3-tägigen Online-Seminar „Kreativer Jahreswechsel“ vor.