Schon als Kind habe ich Wochen oder sogar Monate vor den Ferien begeistert Listen geschrieben, was ich mitnehmen und machen will. Ich liebe es zu planen!

Beim Jahreswechsel plane ich mein Jahr unter anderem mit der Walt Disney Strategie, ich mache jeden Tag meine Tagesplanung mit Mind Maps und plane meine Seminare, mein Marketing, meine Urlaube – einfach alles.

Was ist der Gewinn von Planung?

Warum mache ich das so gerne?
Es sind wohl 2 Dinge, die mich daran so reizen.

  1. Vorfreude

Ähnlich wie beim Mentalen Training oder bei einigen Methoden zur Zielerreichung hat es wohl den Effekt, dass ich schon beim Schreiben und Planen die Vorfreude spüre. Ich erlebe es ja quasi schon vorweg und das beflügelt mich dann ja auch, diese Pläne umzusetzen.

  1. Kontrolle und Steuerung

Es hat aber auch sicher etwas mit Kontrolle zu tun, dem Gefühl, dass ich meine Geschicke in der Hand habe und etwas dafür tun kann. Dass ich bestimmen kann oder zumindest stark beeinflussen kann, wie sich mein Leben entwickelt.

Und wenn ich auf mein Leben zurückschaue, scheint da auch eine Menge dran zu sein. Ich habe viele meiner Pläne umgesetzt, viele Wünsche realisiert. Ich war 10-mal mit Beduinen und Kamelen in der Sahara, ich habe ein Retreat in einem tibetischen Kloster in Nepal gemacht, in Bodh Gaya unter’m Bodhi-Baum gesessen (hier fand Buddha zur Erleuchtung), über 20 Bücher geschrieben, verbringe 2-3 Monate im Jahr in der Türkei,  habe mir eine Online-Akademie aufgebaut und lebe in einer wunderschönen großen Wohnung auf dem Land.

 

Innere Stimme und Gottes Pläne

Und dann stolperte ich letztes Jahr scheinbar zufällig über ein 40 Tage Programm“ zu „Ein Kurs in Wundern“. Ich habe keine Ahnung, warum ich auf den Link geklickt habe, was dazu führte, dass ich dann 40 Tage fast täglich die Lektionen durchgeführt habe. Das war so was von nicht geplant und auch nicht auf meinem Schirm. Ich hatte schon ewig nicht mehr meditiert und wenn, dann habe ich mich mit buddhistischer und Sufi-Meditation befasst. Meine christlichen Wurzeln waren tief vergraben.

Nun war ich fasziniert von dem Programm, zumindest soweit, um mich darauf einzulassen als Experiment und „so zu tun als ob…“.
Ich war sehr überrascht, welch großartige Wirkung ich im Alltag erlebte, auch wenn ich doch nur so tat… Ich erlebte kleine Alltagswunder und vor allem große Unterstützung in diversen Krisen.

Hör auf zu planen!

An einem Tag des Programms stand dann plötzlich sinngemäß: „Hör auf zu planen! Lerne auf die innere Stimme Gottes zu hören und befolge seinen Plan. Er weiß besser, was gut für dich ist.“ (So platt stand es da nicht, aber es war die Essenz).

Ich war erschüttert. Uaaah! Ich sollte meine geliebten Pläne aufgeben? All die schönen Techniken und Methoden, in die ich so verliebt war, lassen?

Wie soll das überhaupt gehen? Ich muss ja Geld verdienen, meinen Job machen. Das geht doch nicht ohne Planung.

Mein innerer Planungs-Teil schrie und kreischte entsetzt und in den höchsten Tönen. Und gleichzeitig gab es auch einen kleinen, fast nicht wahrnehmbaren Teil, der irgendwie ahnte: „Da ist was dran!“

Vielleicht läuft es ja tatsächlich auch gut ohne mein langfristiges Planen und alles in die Hand nehmen wollen? Vielleicht sogar besser?

Es geht ja nicht darum, NICHTS mehr zu tun. Sondern mit wildem Aktionismus aufzuhören oder allzu spontanen Handlungen und mir Zeit und Raum zu nehmen. Still zu werden, damit ich die „innere Stimme“ wahrnehmen kann. Die Intuition, eine höhere Weisheit – wie immer man es nennen mag.

Die eben nicht alleine kopfgesteuert plant und bestimmt, sondern mehr ganzheitlich sieht, was gut für mich ist.

So tauchte dann auch hier die Überlegung auf: Warum nicht mal das Experiment wagen?

Zum einen mir Zeit zu nehmen, bewusst still zu werden und nach innen zu wenden und wahrzunehmen, was ansteht.
Zum anderen mit dieser grundsätzlichen Haltung mehr darauf zu achten, wie sich Dinge entwickeln. Was das Universum mir anbietet, wo es plötzlich ganz leicht wird, wo mir Geschenke zufliegen, die ich nur wahrnehmen und ergreifen muss.

Was ich schon oft erlebt habe, dass ich in der Rückschau Situationen anders bewertet habe. War ich zum Beispiel erst einmal enttäuscht, wenn ein geplantes Seminar ausgefallen ist, konnte ich im Nachhinein sehen, dass das goldrichtig war. Weil ich in der Zeit dann was ganz anderes und Besseres zu tun hatte, weil es mir zu viel geworden wäre oder warum auch immer.

 

Bei der Frage, woher ich denn weiß, was nun die „innere Stimme und höheres Selbst“ ist oder nicht, lautet die Antwort: Wenn du dich damit glücklich und sicher fühlst. Wenn es sich warm anfühlt, licht und hell. Wenn keine Zweifel mehr da sind, sondern das Herz aufgeht.

 

Auf jeden Fall fand ich es sehr bemerkenswert und spannend zu beobachten, wie mich gerade dieses Thema angetriggert hat. Wie ich in den Grundfesten erschüttert wurde durch diese Bemerkung, ich solle aufhören zu planen. Uiiii.

Wobei sich das wohl auch vor allem auf die Zeit des 40 Tage Programms bezog, um mich ganz auf das Programm zu konzentrieren und den Fokus in der Zeit mehr nach innen und weniger auf äußere neue Aktivitäten legen sollte.

Planen – und loslassen

Aber egal wie. Natürlich plane ich im Kalender die nächsten Seminare und blockiere meine Urlaubszeiten. Gleichzeitig möchte ich aber auch – experimentell – üben, Dinge sich entwickeln zu lassen und nicht alles komplett zu planen. Offen zu sein für Entwicklungen und Veränderungen und eben nicht entsetzt oder frustriert zu sein, wenn manche Pläne nicht realisier bar sind. Vielleicht kommt ja etwas viel Besseres? Was ich gar nicht zu planen gewagt hätte?

 

Sicher macht diese Haltung auch etwas demütiger, obwohl ich mit diesem Begriff immer noch Mühe habe. Mir nicht einzubilden, dass ICH alles in der Hand habe, wie viele Erfolgs-Gurus ja vermitteln.

Gleichzeitig heißt es für mich aber auf keinen Fall, die Hände in den Schoß zu legen, nach dem Motto: „Gott wird’s schon richten!“

Ich gebe nach wie vor mein Bestes – und lasse dann los.

Oder wie ich bei den Sufis mal hörte: „Binde erst dein Kamel fest und vertraue dann auf Allah.“

Zeichnung von Suzanne Široká, mit der ich vor vielen Jahren gemeinsam in der Sahara war und die mir erlaubt hat, diese schöne Zeichnung hier zu veröffentlichen.

Ich selbst erlebe mich da noch in den zartesten Anfängen und bin gespannt, wo es mich hinführt. Einen Vorgeschmack habe ich schon in meinem letzten Türkei-Aufenthalt bekommen, wo ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet. Ich habe sozusagen in den Tag hineingelebt, kaum Pläne gemacht – und habe trotzdem ständig nette Menschen getroffen, die ich seit Jahren kenne, es ergaben sich nette Ausflüge (ich konnte ja nach der Knie-OP noch kaum laufen) und Begegnungen, ich habe es sehr genossen.

In diesem Sinne – fröhliches Planen und Loslassen!