Orte des Grauens – aus der Vergangenheit

Verglichen mit den Seminarräumen zu Beginn meiner Trainer-Karriere (vor 37 Jahren) sind die gröbsten Standards meistens schon vorhanden.
Damals waren es oft Tagungshäuser, mehr oder weniger „alternativ“ mit entsprechend großen Herausforderungen.

Die Spitzenerlebnisse waren ein Raum, der wie eine Fabrikhalle aussah, mit Säulen, an denen sich noch (Fleischer-)Haken befanden, Neonröhren an der Decke, weiße Ziegelwand, riesiger Raum, so dass man keine Poster an die Wände hängen konnte. Denn die hätten die Teilnehmer von ihren Stühlen aus nicht sehen können.
Dass auf den Zimmer noch die Heizung defekt war (im Dezember) und die Teilnehmer von jeweils 2 Zimmern sich in der Mitte ein „Bad“ teilen mussten, wo das WC eine Häckselmaschine hatte, deren Lärm jeden aus dem Bett warf, das waren alles nur Zusatzgeschenke.

Ähnlich schwierig waren Räume, die einfach keine Wände hatten, wo ich etwas aufhängen konnte (und auch keine Pinwände). Auf der einen Seite eine offene Bühne, gegenüber eine gewellte Schiebewand, rechts und links Wände, die fast nur aus Fenstern bestanden und zwischen den Fenstern auch nicht genug Platz, um ein Flipchart oder Poster aufzuhängen.

Da ist Kreativität und Improvisation gefragt.

Sehr schön sind auch so kleine Kruschel-Hotels, wo der ohnehin kleine Raum noch um die Ecke geht, lebhaftes Tapetenmuster und darauf hängende Ölschinken auch kein eigenes Dekorieren möglich machen.

Das können Sie tun

Mir sind am liebsten ganz „kahle“ helle Seminarräume, mit leeren Wänden und ausreichend Pinwänden. Ich reise immer am Vortag an, so dass ich in Ruhe den Raum vorbereiten kann.

 

  1. Stuhl-Halbkreis

Auch wenn ich es vorher telefonisch und per Mail genau erkläre, oft stehen die Tische im U-Format. Besonders nett, wenn da noch irgendwelche Kabel auf dem Fußboden verbunden sind.

Dann gilt es also als erstes, die Tische zur Seite oder an die hintere Wand zu zerren und einen Stuhl-Halbkreis aufzustellen. Halbkreis deshalb, damit alle die Flipcharts vorne auf den Pinwänden sehen können.

Die extremste Variante ist ein riesiger, festgeschraubter Tisch in der Mitte des Raums (das habe ich zum Glück nur einmal erlebt) oder festmontierte Tische in U-Form. Das habe ich erst kürzlich erlebt und da massiv vorher insistiert, dass das einfach bei meiner Art der Arbeit nicht geht. Bis der Termin verschoben wurde, an dem ein anderer Raum frei war. Da waren zwar auch in der Mitte Tische in U-Form, aber daneben so viel Platz, dass ich dort noch einen Stuhlkreis aufbauen konnte.

Vorher                                                                               Nachher

        

 

 

 

  1. Trainer- und Materialtisch

Vorne an der Stirnwand brauche ich 3 Tische für mein Material und die Flipcharts. Dazu habe ich noch Decken aus Pannesamt (die knittern im Koffer nicht), die ich über die Tische hänge, so dass ich darunter Koffer etc. verstauen kann, ohne dass es für die Teilnehmer hässlich aussieht. Denn sie schauen ja immer nach vorne.

 

  1. Flipcharts auf Pinwände und Flipchart

Dann hänge ich schon mal die ersten Flipcharts für den nächsten Tag auf. Auf dem Flipchart obendrauf ein Begrüßungs-Flipchart mit dem Titel des Seminars. (In vielen Hotels laufen oft Seminare parallel und ich habe schon erlebt, dass TN im falschen Raum saßen 😀 ).

 

  1. Flipcharts und Poster an die Wand hängen

Die Flipcharts vorne nutze ich für die aktuellen Themen, die werden also dauernd auf- und abgehängt während des Seminars. An die Wände hänge ich dann sogenannte Randstimuli (Poster mit Fotos und Sprüchen, die zum Seminar passen, eine schöne Atmosphäre erzeugen können) und auch Flipcharts, die den ganzen Tag da hängen bleiben.

Beim Kreativitätsseminar beispielsweise eine kurze Beschreibung der Methoden, die wir an dem Tag durchführen.

 

  1. Teilnehmer-Unterlagen

Manchmal verteile ich die Teilnehmer-Mappen schon auf den Stühlen, manchmal lege ich sie kreisförmig auf den Boden.
Das hat eine andere Wirkung als wenn sie einfach auf einem Tisch liegen und ich sage: „Jeder nimmt sich eine Mappe“.

 

  1. Seminar-Material für die Teilnehmer

Je nach Auftraggeber werden Schreibblocks, Filzstifte, Kulis, Post-it’s etc. gestellt. Die kann man dann auch auf einem Tisch auslegen oder auf die Stühle zu den Teilnehmer-Mappen.
Wenn ich mit dem Auto komme, bringe ich auch Klemmbretter mit, damit die Teilnehmer eine Schreibunterlage haben.

  1. Requisiten, Spiele, anderes Material und Büchertisch

Manchmal habe ich auch alle möglichen spielerischen und kreativen Angebote auf einen Tisch gelegt, Dinge, die die Teilnehmer in die Hand nehmen können und damit etwas machen können. Riesen-Mikados, diverse Wurf-Spiele, Bälle, was auch immer.

Als ich das Schleppen noch nicht so leid war, habe ich auch noch Bücher zum Thema ausgelegt, in denen die Teilnehmer in den Pausen oder abends stöbern konnten.

 

 

 

 

 

7. Musik

Als suggestopädische Trainerin lege ich auch zum Reinkommen, in den Pausen und bei manchen Übungen Musik auf. Auch das erzeugt gleich eine ganz andere Atmosphäre.

  1. Raum-Mitte

Ein ebenfalls suggestopädisches Ritual war es, in die Mitte einen Blumenstrauß zu stellen. Ich finde Blumen sehr schön, doch sie standen einfach nie lange da. Da ich viele Übungen mit Bewegung mache oder auch den Fußboden für Lernlandschaften oder anderes brauche, wurden sie ständig zur Seite gestellt. Daher lege ich jetzt meist nur einen Gegenstand in die Mitte, der zum Seminar passt und vielleicht auch witzig ist.
Wie ein Kamel oder Aladin in der Wunderlampe etc., die zu meinen Buch-Covern und den entsprechenden Themen passen.

  1. Gardinen wegziehen

Da ich es gerne hell habe und es bevorzuge, mich möglichst im Tageslicht aufzuhalten, ziehe ich auch immer die Gardinen zur Seite. Manchmal hilft das, dass wir wenigstens nicht die ganze Zeit im künstlichen Licht sitzen müssen. Das ist nicht gesund, strengt an und macht die Teilnehmer schneller müde.

  1. Klimaanlage aus oder zumindest runter stellen

Das Schlimmste an Tagungsräumen finde ich das künstliche Licht und die Klimaanlage. Das macht mich tatsächlich krank, meine Schleimhäute trocknen aus und ich bekomme Halsweh. Da ich ja die ganze Zeit sprechen muss, ist das nicht toll.
Auf jeden Fall lasse ich mir immer zeigen, wie ich sie aus- oder kleiner stellen kann, ob man nicht ganz normal auch mal die Fenster öffnen kann etc.

Ich wünsche Ihnen kreative Seminare in einer gemütlichen und arbeitsfördernden Umgebung!