Sicher kennen Sie auch den Spruch: Das einzig Beständige ist der Wandel!
(Eine kleine Abwandlung des Zitats von Heraklit: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“)
Das bedeutet, wir können uns dem nicht entziehen, ob wir wollen oder nicht.

Das Thema „Veränderung“ ist ein riesiges. Veränderung im privaten oder beruflichen Bereich. Gewollte und geplante Veränderungen oder von außen erzwungene?
Was wir uns in diesem Beitrag anschauen wollen ist der Aspekt: „Wie gehen Sie mit Veränderungen um?“ Vor allem wenn diese nicht erwünscht und geplant sind, sondern wie ein Schicksalsschlag und womöglich von heute auf morgen Ihnen um die Ohren fliegt?

Kreativer Umgang mit Veränderungen

Solche Sprüche wie oben sind ganz nett, doch was helfen sie uns, wenn wir zu Veränderungen gezwungen sind, die uns erst mal das Leben schwermachen?

Wenn Sie Veränderungen bewusst planen, gehen Sie natürlich ganz anders heran. Das bedeutet nicht, dass es dann alles ganz leicht ist, es kann durchaus auch Ängste oder Unsicherheiten auslösen, aber wir können uns darauf vorbereiten.
Doch oft werden wir ja durch Schicksalsschläge von außen dazu gezwungen.

Um einige Beispiele aus meinem Leben zu nehmen: Kündigung meines ersten Jobs nach 11 Jahren und plötzliche Arbeitslosigkeit (die ich dann von gleich auf jetzt 1990 in meine Freiberuflichkeit umwandelte), fristlose Kündigung meiner Wohnung im letzten Jahr (nach 20 Jahren mit Traumblick aus jedem Fenster), die gebrochene Schulter vorletztes Jahr, die mich auch einige Monate aus dem normalen Berufs-Verkehr zog. Und aktuell der Auto-Unfall in der Türkei, der mir gleich 5 Knochenbrüche bescherte und monatelangen Aufenthalt in Krankenhaus und Pflegeheim. Und wo auch heute für mich noch völlig unklar ist, wann ich wieder fit bin, wieder richtig schreiben kann, wieder Auto fahren kann und meinen Alltag ohne Hilfe bewältigen kann.

Konkrete Beispiele

Wie immer nehme ich für alle Punkte konkrete Beispiele, damit es einfach verständlicher wird und Sie es einfacher auf Ihre konkreten Themen übertragen können.
Lassen Sie sich also nicht von der Lektüre abhalten, weil bei Ihnen völlig andere Veränderungen anstehen. Die grundsätzlichen Herangehensweisen können Sie auf jeden Fall übernehmen.

Erste Reaktionen auf ungewollte und ungeplante Veränderungen

Ich unterscheide nun zwischen spontanen Reaktionen und einem bewussten konkreten Umgang mit solchen ungeplanten Veränderungen.
Spontane Reaktionen können sein: Ängste, Unsicherheit, Ärger, Wut, Selbstmitleid, Panik, Verzweiflung, totstellen, Tunnelblick, einfach einen Schritt nach dem anderen tun, um Hilfe bitten – oder eine wilde Mischung aus alledem.

Ich denke, alle Reaktionen sind verständlich und auch durchaus punktuell ok. Sich zwei Tage zurückziehen und die Decke über den Kopf ziehen, die Wunden lecken und dann wiederauftauchen, kann durchaus sinnvoll sein. Wir müssen nicht immer und sofort wunderbar und vernünftig funktionieren und wie Phönix aus der Asche als Power-Frau oder Power-Mann wieder auferstehen.

Es ist sinnvoll, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und ihnen auch Raum zu geben. Einfach drüber powern ist nicht immer sinnvoll, oft sogar schädlich. Wenn mir noch der Schock eines Unfalls in den Knochen sitzt, dann muss ich den erstmal verarbeiten und bewältigen. Damit ich nachher wieder Kräfte sammeln kann.

Ich habe den Eindruck, unser Körper ist da ganz vernünftig und schaltet von selbst erst einmal auf eine Art Not-Schaltung. Ich hatte nach dem Unfall einen totalen Tunnelblick war vollkommen im Hier und Jetzt, weil ich einfach nur immer einen kleinen Schritt nach dem anderen anschauen und bewältigen konnte.
Wo muss ich zuerst anrufen (Versicherung), was ist das Wichtigste (OP und Rücktransport), wo bekomme ich Hilfe in einem fremden Land (Facebook sei Dank!!) etc. Ansonsten lag ich relativ stoisch herum, wobei die Medikamente sicher dazu beitrugen, dass ich gar nicht so bewusst mitbekam, was mit mir geschehen war und was das für Konsequenzen haben könnte.
Und Gottlob kamen auch im türkischen Krankenhaus fast täglich Besucher, die mir halfen, vor allem dolmetschten, mich fütterten oder mir das Handy ans Ohr hielten, weil ich meinen Arm noch nicht benutzen konnte.

Kreativer Umgang mit Veränderungen

Aber nicht immer sind Veränderungen so problematisch, dass wir erstmal ausgeknockt sind, sondern wir können von Anfang an bewusst damit umgehen.
Was nicht bedeutet, dass nicht die entsprechenden Gefühle von Angst oder Ärger auftauchen. Doch auch diese können wir einfach wahrnehmen, ohne uns davon überrollen und handlungsunfähig machen zu lassen.
Ich zähle jetzt einige Punkte auf, die bei einer kreativen Bewältigung helfen.
Hierzu nehme ich das Beispiel: Kündigung meiner Traumwohnung.

1 Analyse der Situation

Meist sind solche erzwungenen Veränderungen sehr gefühlsbeladen. Die Kündigung meiner Traumwohnung war ein Schock. Nie wäre ich da von selbst ausgezogen! Und dann noch aus so einem dämlichen unnützen Grund (kein Eigenbedarf, sondern Streit unter Nachbarn, die das Bauamt aufs Tapet holte).

Aber Fakt war: Das Bauamt stellte nach 40 Jahren fest, dass meine oberste Etage kein Wohnraum wäre. Da mein Vermieter keine entsprechenden baulichen Veränderungen vornehmen wollte und konnte, blieb nur: ausziehen.
Gleichzeitig konnte ich ein wenig die Panik rausnehmen, indem ich mich beim Mieterverein erkundigte: wie schnell kann ich nach 20 Jahren gekündigt werden?

Schlimmstenfalls hätte ich meine Küche nicht mehr nutzen können, aber auf die Straße hätte mich mein Vermieter so schnell nicht setzen können. Daher also etwas Entspannung.
Und den Vorsatz: ich lasse mir genug Zeit, bis ich eine wirklich gute Wohnung als Alternative gefunden habe. Ich nehme jetzt nicht panisch die erstbeste.

Tipp:

Analysieren Sie erst einmal ganz sachlich:
Was sind die konkreten Fakten? Was ändert sich? Wie ist der Zeitrahmen? Woher können Sie hilfreiche Informationen bekommen?

2 Akzeptanz und Annehmen

Klar schmerzte mich die Kündigung. Und klar hatte ich einen totalen Horror vor dem Umzug, denn wer kennt meinen Krempel besser als ich? Ich wusste, das wird kein Spaziergang.
Trotzdem habe ich es ziemlich schnell akzeptiert, was natürlich auch etliche Konsequenzen hat.

– mentale Einstimmung

Ich habe mein bisheriges Leben mit vielen Umzügen angeschaut und festgestellt: jede neue Wohnung hatte noch etwas Positives, was die vorherige nicht hatte. Es war jedes Mal eine Verbesserung. Das habe ich mir zum Trost gesagt.
Dann bin ich sogar noch weitergegangen und habe überlegt, was wäre denn eine schöne neue Sache in der zukünftigen Wohnung? Und dann kam mir „Feuer“ in den Sinn. Ich liebe es, am Feuer zu sitzen. Vielleicht also eine Feuerstelle im Garten?

Tipp:

Wenn Sie sich auf das Neue ausrichten: Was könnte es da geben, was Sie in der jetzigen Situation nicht haben. Träumen Sie einfach drauf los.
Neue Arbeitsstelle: ganz tolle Kollegen.
Neue Wohnung: was fänden Sie toll?
Beendigung einer Beziehung: welche Macken müssen Sie nicht mehr ertragen? Welche Freiheiten ergeben sich daraus?
(Ganz doofes Beispiel: nach der Trennung von meinem 1. Partner war einer der Gedanken: „Ha, jetzt kann ich den Schinken einkaufen, den ich will!“ – es können auch solche Kleinigkeiten sein 😉 ).

– relativieren

Ein Trick kann es auch sein, beim Bestehenden auch die Mängel zu sehen. Das bedeutet nicht, es sich schlecht zu reden. Aber auch nicht alles rosarot zu sehen. Was gibt es an der jetzigen Situation, was mir schon lange nicht so gut gefällt?

Am Beispiel meiner Wohnung gab es da einiges. Sie war nicht mehr neu und hatte etliche Macken, die ich bisher immer ignoriert hatte. Ich hatte schon 3 Wasserrohrbrüche erlitten, die Streiterei meines Vermieters mit dem Nachbarn ging mir auf den Keks usw.

Tipp:

Was gefiel Ihnen an der aktuellen Situation ohnehin nicht? Auch wenn es Kleinigkeiten sind, die nie dazu geführt hätten, dass Sie von selbst hier eine Veränderung vornehmen. Was fällt Ihnen dazu ein und auf?

– in die Zukunft schauen

Da an der Veränderung nichts mehr zu ändern ist ( 😀 ), schaue ich doch dann lieber, was ich denn gerne hätte. Wohin die Veränderung sich entwickeln soll.
Damit kommen wir zu Punkt 3.

3 Ziele formulieren

Wenn ich also denn schon umziehen muss, wie soll die neue Wohnung sein und wo?
Mir war klar, dass ich weiterhin genug Platz für mein Home Office haben wollte und weiterhin in der Natur leben möchte, am liebsten mit Weitblick, auf jeden Fall mit der Möglichkeit, sofort aus der Tür in der Natur spazieren gehen zu können.

Tipp:

Halten Sie ganz konkret fest: Was möchten Sie in der neuen Situation auf jeden Fall beibehalten oder neu dazu haben? Wie soll es aussehen. Auf was wollen Sie auf keinen Fall verzichten?
Damit Sie bei der Neuorientierung einen klaren Fokus haben.

4 Schritte planen

Wie und wo kann ich eine neue Wohnung finden? Ich bin zweigleisig gefahren.

Zum einen habe ich mich auf einer Internet-Plattform angemeldet und darüber auch viele Besichtigungstermine bekommen.
Zum anderen habe ich jeden, wirklich jeden darauf angesprochen: Nachbarn, Kollegen, Teilnehmer eines Workshops etc. Wo ich ging und stand.
Und genau das hat dann auch geholfen. Meine jetzige Wohnung habe ich über eine Workshop-Teilnehmerin bekommen.

Tipp:

Wenn es ein komplexes Thema ist, machen Sie ein Mind Map oder eine Liste. Notieren Sie alles, was Sie zur Bewältigung tun können und ordnen Sie es. Das nimmt auch etwas das Gefühl der Ohnmacht. Sie können aktiv etwas tun und gestalten.

5 Hilfe holen

Im Falle des Umzugs haben mir Freunde bei der Vorbereitung geholfen (vor allem beim Entrümpeln ) und ansonsten habe ich ein Umzugsunternehmen gebucht. Auch da habe ich mir Zeit gelassen, mehrere kommen lassen, die dann ein Angebot schrieben. (Leider habe ich mir das beschissenste ausgesucht, aber das habe ich erst später gemerkt).

Tipp:

Wer kann Ihnen bei dem anstehenden Thema helfen? Wer hat Erfahrung? Wer kann Ihnen einfach stärkend zur Seite stehen? Mit wem möchten Sie einfach mal über alles sprechen?
Scheuen Sie sich nicht, solche Hilfe und Unterstützung zu erfragen und anzunehmen. Es kann ungeheuer bestärkend sein neben aller praktischen Hilfe.
Nach meinem Unfall haben mir die vielen Hilfsangebote mindestens genauso geholfen wie die medizinische Hilfe. Es war einfach großartig zu erleben, wie viele Menschen an mich denken, mir schreiben, anrufen, vorbeikommen und Hilfe anbieten. Das gibt einem eine enorme Kraft und Wärme, die zur körperlichen Heilung mit beiträgt.

6 Tun

Das sieht jetzt etwas dürftig aus, ist aber natürlich das Wichtigste. Ich habe einfach sofort begonnen. Mit der Planung, mit dem Entrümpeln, verschenken, verkaufen, wegschmeißen, ordnen etc.
Regelmäßig Wohnungen angeschaut und immer deutlich auf mein Bauchgefühl gehört. Keine Kompromisse eingegangen. Aber auch Freunde mit zu zwei Wohnungen geschleppt, wo ich mich nicht entscheiden konnte.

Tipp:

Auch wenn anfangs vielleicht panische Gefühle vorherrschen, beginnen Sie mit dem ersten kleinen Schritt. Das nimmt etwas das Ohnmachtsgefühl und konkretes Tun hilft immer gegen Trübsinn. Ärmel hochkrempeln und etwas mit den Händen tun hilft mir jedenfalls aus depressiven Stimmungen am besten.

7 Im Neuen einrichten

Das Tolle war, meine mentale Einstimmung (was könnte die neue Wohnung an schöner Bereicherung haben) hat funktioniert. Die neue Wohnung hat nicht nur einen tollen Kaminofen im Wohnzimmer (Sie erinnern sich, „Feuer“ war das Stichwort), sondern zudem einen süßen Wintergarten, den ich als Atelier eingerichtet habe und neben einem kleinen Schlafzimmer noch einen eigenen Yoga-Raum.
Die Nachbarn sind außerordentlich nett und hilfsbereit, was mir das Ankommen enorm erleichterte. Sie haben mir so viel zu Beginn geholfen, dass ich total dankbar bin.

 

Tipp:

Wenn Sie in der neuen Situation angekommen sind, stürzen Sie sich auf alles, was positiv ist. Probieren Sie bewusst neue Dinge aus, neue Kontakte oder was auch immer. Freuen Sie sich, sehen Sie die positiven Dinge.
Mir fiel es erst später auf: die neue Wohnung hat einen viel edleren Fußboden und hochwertigere Türen etc.

8 Und nicht zuletzt

Eine wichtige Erfahrung in meinem Leben ist, dass wir oft erst in der Rückschau nach ein paar Jahren sehen können, was diese Veränderung wirklich positives gebracht hat. Durch die Kündigung eines Jobs haben Sie vielleicht eine viel bessere Arbeit gefunden. Durch das Ende einer Beziehung haben Sie ein ganz anderes Leben führen können usw.
Schauen Sie mal auf Ihr Leben, wo es ungewollte einschneidende Veränderungen gab – und wie sich das dann entwickelt hat. Sie werden vielleicht staunen!