Ein  Kunde ruft Sie an oder schickt eine E-Mail und fragt Sie nach einem Seminar. In der Regel freuen Sie sich, wenn solche Anfragen kommen, das erspart Akquise und Marketingaktivitäten.

Doch in dem konkreten Fall schlucken Sie erst einmal.
Wie kommt er gerade auf Sie? Das ist doch gar nicht Ihr Thema?
Wenn es ein bekannter Kunde ist, rufen Sie vielleicht an und versuchen es im Gespräch zu klären.
„Ach, das können Sie bestimmt auch! Wir waren bisher so zufrieden mit Ihnen, wir würden Sie gerne auch für dieses Thema einsetzen.“

Lob ist immer schön und vielleicht lassen Sie sich da einwickeln. Vielleicht bitten Sie zumindest um Bedenkzeit und fangen dann an zu grübeln.

Phh, wieso nicht?

Dabei können dann solche Gedanken kommen:
„Och, der XY bietet das Thema auch an- und der ist bestimmt nicht besser als ich.“
„Ich kann mich da sicher einarbeiten. So kompliziert wird es schon nicht sein. Und die zwei Tage bekomme ich sicher schnell rum.“
„Ach, mit ein wenig gesundem Menschenverstand bekommt man das sicher hin. So schwer kann das ja nicht sein.“

Mit solchen Argumenten tun Sie sich und Ihrem Kunden sicher keinen Gefallen. Vor allem, wenn ein mulmiges Gefühl im Magen bleibt und Sie sich so ein klein wenig wie ein Hochstapler fühlen. Das ist meist ein gutes Indiz, dass das nicht eins Ihrer Sternstunden an Seminaren wird.

Das wollte ich ja immer schon mal…

Wenn hingegen die Idee aufleuchtet: „Ach, das Thema finde ich super interessant, da möchte ich mich gerne einarbeiten“ oder „Das Thema wollte ich ohnehin langfristig in mein Programm aufnehmen“ und Sie zudem genug Zeit haben, so ein neues Seminarkonzept zu entwickeln, dann können Sie es natürlich tun.

Die Kohle könnte ich gut brauchen

Es kann aber auch der Gedanke da sein: „Es ist zwar wirklich nicht mein Thema, aber ich kann das Geld gut gebrauchen. Ich habe eh noch nicht genug Aufträge.“

Das führt sicher nicht dazu, dass Sie fröhlich und entspannt zum Seminar fahren, sondern eher mit einem mulmigen Gefühl im Magen.

 

Welche Möglichkeiten gibt es?

1. Sie sagen ganz klar ab

Sie sagen Ihrem Kunden, dass das nicht Ihr Thema ist und Sie auch keine Zeit (oder Lust) haben, sich da jetzt gründlich genug einzuarbeiten.
Vielleicht können Sie eine kompetente Kollegin empfehlen? Damit machen Sie gleich zwei Menschen eine Freude: Ihrem Kollegen und Ihrem Kunden. Nein, noch mehr. Auch den Teilnehmern.

Und nein, Sie verlieren keinen guten Kunden, nur weil Sie ein Thema nicht übernehmen. Im Gegenteil, Sie gewinnen wahrscheinlich die Wertschätzung Ihres Kunden, weil er sieht, dass Sie seriös sind und ganz klar bei dem sind, was Sie tun.
Wenn Sie ihn zudem nicht hängen lassen, sondern jemanden empfehlen, wird das doppelt positiv auf Sie zurück fallen und er wird Sie weiterhin auch zu „Ihrem Thema“ buchen.

2. Sie handeln genug Zeit zur Erarbeitung aus

Wenn Sie das Thema wirklich neu aufnehmen wollen, dann brauchen Sie ausreichend Zeit für die Vorbereitung. Schauen Sie, ob Sie die Zeit zur Verfügung haben und handeln Sie einen entsprechend späten Seminartermin aus.

3. Sie suchen sich einen Kooperationspartner

Wenn Sie wirklich Interesse an dem Thema haben, können Sie auch eine Kollegin oder einen Kollegen suchen, die das Thema schon anbieten. Und diese fragen, ob sie das Seminar mit Ihnen zusammen machen wollen.

4. Sie arbeiten sich in ein neues Thema ein

Sie arbeiten sich in das neue Thema ein, so wie Sie es auch für Ihre anderen Themen gemacht haben. Indem Sie Literatur durcharbeiten und selbst Fortbildungen zum Thema machen.

Das lohnt sich aber nur, wenn Sie das Thema dann weiterhin anbieten wollen.

5. Sie ziehen es irgendwie durch

Wenn Sie eigentlich kein Interesse am Thema haben und auch nicht genügend Zeit, sich vernünftig einzuarbeiten, dann stoppeln Sie halt was zusammen und kaschieren es mit Ihrer langjährigen Trainer-Erfahrung. Beißen Sie die Zähne zusammen und sagen sich, es sind ja nur zwei Tage.
Lassen Sie während des Trainings einen innerlichen Counter laufen, der Ihnen immer anzeigt, wieviel Geld Sie schon verdient haben: 100€, 200€…
Machen Sie viele Arbeitsgruppen, wo die Teilnehmer sich selbst die Themen erarbeiten müssen ( die Sie nicht wirklich beherrschen).

NEIN, das meine ich natürlich nicht ernst! Das möchte ich Ihnen und Ihrem Kunden nicht zumuten.

6. Sie holen sich Unterstützung

Ich habe schon Trainer im Coaching gehabt,  die mit mir zusammen relativ flott ein neues Seminarkonzept entwickelt haben mit kreativen und interaktiven Methoden. Sie haben dafür natürlich Zeit und Geld investiert – und anschließend zwar aufgeregt, aber dennoch mit Freude und vor allem mit Erfolg das neue Training durchgeführt.

Das lohnt sich sicher nur, wenn Sie das Thema auch öfter anbieten möchten oder der Auftrag/ der Kunde sehr wichtig für Sie sind.

Resümee

Ich empfehle Ihnen also: lassen Sie sich nur auf ein neues oder fremdes Thema ein, wenn es Sie wirklich interessiert und Sie auch Zeit und Freude haben, sich da einzuarbeiten. Denn sonst geht es auf jeden Fall nach hinten los. Schlimmstenfalls setzen Sie das Seminar in den Sand und enttäuschen oder verärgern einen guten Kunden oder verlieren einen neuen Kunden, der Sie nie mehr buchen wird.

Aber vor allem wird es Ihnen selbst nicht gut tun. Sie fühlen sich mies, es kratzt an Ihrem Selbstwertgefühl, es macht Ihnen keinen Spaß, sondern das Seminar wird anstrengend und Sie leisten Schwerstarbeit. Und fahren mit keinem guten Gefühl nach Hause und brauchen Zeit, um sich moralisch wieder aufzurüsten.

Sie haben genug Themen, in denen Sie wirklich gut sind und die Ihnen Freude bereiten. Und wenn diese Ihnen nicht mehr genügen, dann arbeiten Sie sich in ein neues Thema ein, das Sie interessiert und zu Ihnen passt. Alles andere geben Sie ab.

So haben Sie weiterhin ein klares Profil, mit dem Sie nach außen sichtbar sind, können als Experte in Ihrem Thema auftreten und machen die Arbeit, die Ihnen Freude macht. Das ist doch unser aller Ziel – oder?