Letzte Woche gab es keinen Newsletter, da ich 7 Tage Urlaub gemacht habe. Den E- Mail Autoresponder eingestellt und das Laptop nicht aufgeklappt. Da schon in der zweiten Woche hier in der Türkei die Online-Seminare wieder losgehen, wollte ich die erste Woche konsequent sein.
Das war gar nicht so einfach – aus verschiedenen Gründen.
Das Wetter war sehr durchwachsen, die meiste Zeit bewölkt und noch zu kühl, um am Strand zu liegen. Also blieb ich im schönen Garten und kuschelte mich auf’s Köşk. Doch nur lesen, schreiben, dösen?
Kann ich denn einfach nur rumhängen?
Auch wenn es mir manchmal in den Fingern juckte, nun doch auch mal was „Sinnvolles“ zu tun, habe ich es bewusst ausgehalten. Denn für eine richtige Erholung ist es gut, sich auch mal minutenlang zu langweilen. Und vor allem dem inneren Antreiber nicht nachzugeben. Der machte mir nämlich viel mehr zu schaffen.
Ich wusste, jetzt und hier war es gut, stundenlang nur rumzudösen und erschreckend viel zu schlafen, denn offensichtlich brauchte mein Körper das. Die letzten Wochen zu Hause waren sehr intensiv gewesen und vor allem mit vielen schlaflosen Nächten durchzogen. Daher freute ich mich hier über jede Minute, die ich schlafen kann. Und wie immer schlafe ich hier von der ersten Nacht an wunderbar.
Erst am vierten Tag raffte ich mich nachmittags zu meiner „großen Runde“ ums Dorf auf, 7 ½ km. Auch hier merkte ich, dass es mich anstrengte und ich sagte mir „yavaş yavaş“, langsam langsam. Mich nicht zu etwas zwingen, nicht wieder ein Programm draus machen! Zum Beispiel:“Du musst jetzt jeden Tag die große Runde laufen!“ „Du musst auch bald einen Wanderweg einlegen.“ „Du musst die Zeit nutzen!“
Aus Programmen aussteigen
Puh, genau aus solchen Programmen möchte ich im Urlaub doch aussteigen. Schauen, wonach mir gerade ist und was ich jetzt brauche. Rumliegen oder rumsitzen, ein paar Schritte durch’s Dorf oder am Strand entlang gehen? Ein Schwätzchen halten oder eher Rückzug? Romänchen lesen oder bunte Buchstaben malen?
Als die „Macherin“ schlechthin fällt mir das nicht leicht.
Den Motor runterfahren
Und was bedeutet für mich, etwas „Sinnvolles“ zu tun? Das hieß bislang Arbeit oder Fortbildung, was mir ja beides auch oft Spaß macht. Aber das schaltet sofort wieder den Motor im Hirn an, der für die Abteilung Arbeit zuständig ist. Und der soll ja mal eine Woche still gelegt werden. Für Wartungsarbeiten sozusagen. Frisch geölt und geputzt werden.
So einen Motor erst einmal runterzufahren, dauert erfahrungsgemäß einige Tage.
Schlechtes Gewissen in die Tonne kloppen
Ich vermute, der größte Widerstand kommt tatsächlich aus der Ecke „schlechtes Gewissen“. Das ist noch älter als der innere Antreiber, wobei die beiden ein prima Bündnis eingehen.
Dabei habe ich gar keine protestantische Erziehung genossen und die Kölner Katholiken sind eigentlich lockerer drauf. Aber irgendwie bin ich davon infiziert worden. „Du bist nur etwas wert, wenn du etwas leistest!“ „Du kannst doch nicht einfach…“ (hier kann man nun einsetzen: nichts tun/ rumsitzen / Tee trinken…).
Warum um Himmels willen nicht? Im Urlaub!! Wem schade ich damit??
Was mich schon erschüttert ist, dass diese Stimmen so laut sind. Obwohl ich das vom Kopf her völlig unsinnig finde. Es ja auch extra so geplant habe und es mir gönne, es richtig finde.
Doch mit Argumenten bekomme ich diese inneren Stimmen nicht still. Daher bietet sich als ein weiteres Thema für einen Newsletter an: „Wie gehe ich mit inneren Antreibern um?“
Das gibt es dann vielleicht im nächsten NL oder im übernächsten… :-).
Jetzt mache ich erst mal die restlichen Tage Urlaub.
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