Was sind Ihre Motive, eine Fortbildung zu buchen?

Wenn es um die Entscheidung geht, ob ich diese oder jene Fortbildung buche oder mir eben auf die Finger klopfe, ist es sehr hilfreich, sich die Motivation anzuschauen.

Was ist es, das mich dazu treibt?
Denn je nach Motiv kann das Ergebnis der Entscheidung ein ganz anderes sein.

Hier ein paar mögliche Motive, Sie können diese gerne im Kommentar ergänzen.
Weiter unten finden Sie dann Entscheidungshilfen, passend zum jeweiligen Motiv.

1. Mangelbewusstsein

Das scheint vor allem ein Phänomen bei Frauen zu sein. Dass sie denken, sie sind noch nicht gut genug. Sie müssen noch diese Ausbildung und jene Fortbildung besuchen und DANN können Sie sich raustrauen. Und etwas anbieten. Oder höhere Preise nehmen. Oder…

2. Erfolgs-und Glücksversprechnungen

Im Moment wird das Netz überschwemmt von Online-Fortbildungsangeboten, die alle das schnelle Geld und das große Glück versprechen. Sie starten oft mit kostenlosen Einstiegs-Tools, später kann man dann ein Seminar oder ein Paket buchen.
Viele Anbieter sind ungeheuer überzeugend, strahlen aus, was sie anpreisen und sitzen glücklich lächelnd  am Meeresstrand oder mit einer tollen Aussicht im Hintergrund in einem exotischen Land.

3. Aus reiner Freude am Lernen

Das ist zwar eher ein Rentner-Phänomen (manche gehen noch mal an die Uni oder besuchen sonst was für Akademien), aber auch unter uns Arbeitenden gibt es so manche, denen es einfach Freude macht, neue Dinge zu lernen. Vielleicht auch in Sparten, die gar nichts mit ihrer Arbeit zu tun haben.

4. Austausch mit anderen

Ich war gerade anfangs total davon fasziniert, wie so ein Austausch zwischen den Teilnehmern in Online-Seminaren stattfand. Inzwischen hat sich vieles davon in Facebook-Gruppen verlagert.  Ganz gleich wo, der Austausch mit anderen und das gegenseitige Inspirieren und Unterstützen hat mich hoch motiviert und ich habe mich freudig in die entsprechenden Foren gestürzt und war gespannt, wo eine Antwort ist oder wo ich etwas dazu schreiben kann.

5. Sie wollen etwas konkretes lernen, das Sie brauchen

Das ist ja in der Regel der „normale“ Grund, weshalb man Fortbildungen besucht. Und gerade da finde ich die Möglichkeit, das online zu machen, ein Segen. Gleichzeitig ist es ein Fluch, da ich eben zu viel davon buche und nicht immer dran bleibe.

Beispiel:

Inzwischen habe ich sogar zwei Kurse da „liegen“, mit denen ich endlich mal richtiges Tastaturschreiben (blind, mit 10 Fingern) lernen will. Aber ich habe schon ewig nicht mehr weiter geübt. Denn umlernen ist da hundert Mal schwieriger als neu lernen.

Oder einen Türkisch-Sprachkurs (inzwischen gekündigt).

Was ich aktuell gerade lerne:

*Einführung in Word-Press – damit bastele ich gerade an zwei neuen Webseiten
* Einführung in Camtasia – wie ich Videos mache
* Einführung ind Audacity- wie ich Audios mache (oder meine Videos vernünftig vertone)
* Trello

6. Sie investieren in Ihre persönliche Weiterentwicklung

Dann gibt es ganz andere Themen, die nicht direkt mit Ihrem Job zu tun haben, sondern wo es um Ihre eigene Weiterentwickung geht oder Ihr Lebenskonzept. Solche Themen arbeite ich persönlich gerne auch mit Büchern durch, die ich mit in die Türkei nehme. Da habe ich Zeit und Muße die Bücher zu lesen, richtig durchzuarbeiten, Übungen zu machen.

Ich habe aber auch schon sehr langfristige Online-Coachings oder Seminare gebucht, bei denen es ans Eingemachte ging und die viel bei mir bewirkt hab

Entscheidungshilfen

Wenn Sie sich dann klar sind, was Ihre Motivation ist, können Sie besser entscheiden.

Fortbildung zum Vergnügen

Nehmen wir mal an, für Sie ist Fortbildung eben reines pures Vergnügen. Dann brauchen Sie nicht zu analysieren, ob Sie das nun wirklich brauchen, ob es Ihnen das Ergebnis von Erfolg bringt, ob sich das lohnt – sondern Sie machen es einfach, weil es Ihnen Freude macht. Es geht dann nicht in erster Linie um ein erwartetes Ergebnis, sondern um die Teilnahme und das Erleben.
Dann bleibt nur die Frage, ob Sie die nötige Zeit und das Geld dafür investieren wollen (es sich erlauben!) – und hinein ins Vergnügen!

Hoffung auf den großen Durchbruch

Wenn Sie sich davon einen enormen Aufschwung Ihres Business versprechen, dann ist es sinnvoll genauer hinzuschauen. Auf den Anbieter, das Programm, die Kosten und die Überprüfung, ob es wirklich neu für Sie ist. Und nicht nur heiße Luft dahinter ist oder ein junger Spunt Ihnen etwas verkaufen will, was Sie selbst schon seit Jahrzehnten praktizieren.

Ich schaue mir das immer wieder fasziniert an, mehr mit dem Hintergedanken, von deren Marketing-Strategie zu lernen  und mir etwas von diesem unglaublichen Selbstbewusstsein abzugugucken. 🙂

Konkretes Handwerkszeug oder Techniken lernen

Wenn es so konkrete Techniken sind (wie bei mir gerade), dann kann es auch sinnvoll sein, sich eine logische Reihenfolge zu entwickeln und wirklich erst mal mit einer anzufangen. Und wenn Sie es dann können und wissen, wie es geht, erst die nächste zu buchen. Denn es kann frustrierend und lähmend sein, so viele Fortbildungen „im Nacken“ zu haben und sich dann womöglich noch selbst runterzumachen, dass man das immer noch nicht fertig hat. Da waren die Augen mal wieder größer als der Appetit :-), ich kenne das nur zu gut.

Mangelbewusstsein

Wenn Sie sich dabei erwischen, dass ein Mangelbewusstsein dahinter steht, dass Sie noch nicht gut genug sind, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die aber sicher ein wenig mehr Zeit brauchen. Je nachdem, wie tief dieses Gefühl sitzt und welche Ursachen es hat.
Das kann mit einem grundsätzlich geringen Selbstwertgefühl zu tun haben oder aber auch nur mit einer falschen Einschätzung. Entsprechend können Sie sich da mit einer Therapie Unterstützung holen oder es reicht auch ein Gespräch mit Kollegen aus dem gleichen Bereich.
Wenn Sie ein eher „linkshirniger“ Typ sind, können Sie auch eine Liste anlegen:

1. Was Sie alles schon an Fortbildungen und Weiterbildungen in Ihrem Leben gemacht haben
2. Was Sie an Fähigkeiten, Qualitäten und Qualifikationen aufzuweisen haben. (Und wenn Sie das mit so manchem Erfolgs-Guru vergleichen, sehen Sie meist, dass Sie da meilenweit voraus sind!)
3. Kramen Sie Testimonials und Feedbacks Ihrer bisherigen Kunden oder Teilnehmer hervor.
Sie können sich auch schlicht fragen: „Stimmt das wirklich?“
Und probieren Sie es mal mit dem Gegenteil: Statt: „Ich bin nicht gut genug“ sagen Sie „Ich bin super gut!“ „Ich mache sehr gute Seminare“ oder was auch immer für Sie das Gegenteil ist.

Sollte das Gefühl nicht gut genug zu sein daher rühren, dass es tatsächlich Probleme gibt, dass Sie beispielsweise öfter negative Teilnehmerfeedbacks oder Kundenbeschwerden bekommen, dann ist es sicher ein Zeichen, da mal genauer hinzuschauen. Woran es liegt. Es kann vielleicht durch eine Fortbildung behoben werden, aber vielleicht liegt es auch an ganz anderen Dingen? Da lohnt sich auf jeden Fall eine klare Analyse, vielleicht auch mit professioneller Hilfe.

Dann wäre es wichtig genau hinzuschauen, welche Art von Fortbildung da hilfreich wäre: noch ein neues Methoden- Modell oder Trainer-Tool oder Persönlichkeitsmodell, das Sie in Ihre Seminare einbauen können? Oder mehr in Richtung Kommunikation oder Achtsamkeit oder Umgang mit Störungen etc.

Freude am Austausch

Bei diesem Motiv spricht nichts dagegen, sich diese Freude zu gönnen und sich in Foren oder Facebook-Gruppen zu tummeln. Ich kenne es selbst, dass ein kurzer Ausflug dorthin und Austausch mit anderen mir oft gute Laune und neuen Schwung für die Weiterarbeit gibt. Oft bekomme ich auch Ideen oder kann um einen Tipp bitten und bekomme Antworten auf Fragen.
Es ist eben eine Art Ersatz für ein Großraumbüro, wo man sich mal am Kopierer oder am Kaffeeautomaten trifft und kurz austauscht. Das haben wir Home Office-Arbeiter eben nicht.

Persönliche Weiterentwicklung

Hier finde ich es fast am wichtigsten, vorher den Trainer oder die Trainerin zu prüfen. Bei Fachthemen kann ich durchaus auch von Menschen lernen, die mir nicht sehr sympathisch sind, wie ich zu meiner eigenen Verwunderung festgestellt habe.

Aber bei Themen, die mit mir und meiner persönlichen Entwicklung zu tun haben, da muss die Chemie stimmen. Vor allem aber muss ich da den Eindruck haben, dass er oder sie da wirklich gut ist, selbst solche Themen kennt, sie aber auch in der Tat selbst verwirklicht und umgesetzt hat. D.h. dieser Mensch muss für mich glaubwürdig sein. Erzählen kann man vieles und Fotos kann ich alle möglichen zeigen.

Das heißt für mich nicht, dass ein solcher Trainer „perfekt“ sein muss und keine eigenen Probleme mehr hat. Das fände ich unglaubwürdig. Im Gegenteil, ich finde es gut, wenn sie sich auch als Menschen mit Macken und authentisch zeigen. Aber sie sollten eben an den Punkten schon etwas weiter sein und mir etwas zeigen können oder mich unterstützen können, die ich gerade lernen oder entwickeln will.

Da dieser Bereich sehr viel sensibler ist, die Kosten oft auch nicht gerade gering, habe ich hier oft nach persönlichen Empfehlungen ausgewählt. Das dann kombiniert mit meinem Bauchgefühl und einem ersten Eindruck am Telefon oder E-Mail oder Video oder was auch immer.

Klar kann man sich dann trotzdem irren, aber in der Regel bin ich in meinem Leben immer auf sehr gute Lehrer gestoßen.

In der Zeit meiner langen Ausbildungen (Yogalehrerin, Gestalttherapie, Meditation etc.) hatte ich immer das Glück oder die Intuition, hervorragende Lehrer zu wählen, die mich lange Jahre begleitet haben und ein sehr großes Stück zu meiner Weiterentwicklung beigetragen haben. Dafür bin ich sehr dankbar.