Es gibt manchmal Zeiten, da häufen sich die kleinen Hindernisse und Ärgernisse. Geräte gehen kaputt, die Flipchartmappe fällt unter den Zug, Teilnehmer können sich nicht einloggen, der Support ist nicht greifbar – oder wie mir dann als Krönung neulich passiert ist: Die Flipchartmappe und der Koffer mit Seminarmaterial sind nicht rechtzeitig im Seminarhotel.
Also, Situationen, wo ich zumindest laut schreien könnte oder in die Tischkante beißen möchte.
Das Entscheidende ist natürlich, wie gehen Sie mit solchen Situationen um (außer, dass Sie dann gleich einen Blogbeitrag dazu schreiben 🙂 :-)).
Sie können auf zwei Ebenen ansetzen
Es gibt da zwei Ebenen, die innere und die äußere und es ist sicher nach Typ unterschiedlich, auf welcher Sie beginnen möchten, damit umzugehen.
Ich kann im Äußeren agieren und versuchen das Problem konkret und konstruktiv zu lösen.
Und gleichzeitig schauen, was passiert im Inneren? Wie kann ich meinen Ärger oder oft auch Panikgefühle in den Griff bekommen? Denn im Stress-Modus sind wir nicht besonders kreativ und ich fühle mich dann auch nicht besonders wohl.
Damit ich im Äußeren überhaupt handlungsfähig bin, muss ich mich in einen anderen Zustand bringen. In Panik kann man nicht besonders gut denken, vor allem wird man aber den anderen, die einem helfen sollen, nicht sympathischer. Ich zumindest neige dann auch dazu, Druck zu machen, dem armen Support-Menschen Feuer unter dem Hintern zu machen, indem ich sage, dass meine Existenz davon abhängt.
Natürlich ist es wirklich übel, wenn gerade meine neue Online-Trainer-Ausbildung anfängt und die Teilnehmer sich nicht einloggen können und somit nicht in den Seminarraum kommen. Aber ich lebe dennnoch weiter und lande nicht sofort als Clochard unter einer Brücke. Ich übertreibe eben gerne ein bisschen :-). Und fühle es in dem Moment auch so.
Bearbeitungs-Strategien
Wie kann ich mich also gefühlsmäßig wieder runter bringen von diesen Panikgefühlen?
* Alle Möglichkeiten erwägen
– Wen kann ich um Hilfe bitten?
– Was kann ich selbst versuchen?
– Welche Notfall-Alternativen gibt es? (dazu ein Brainstorming machen – dazu möchte ich Ihnen am Ende einige lustige Beispiele bringen)
* Relativieren
– Es ist zwar blöd, aber ich verliere nicht alle Kunden, wenn da ein Problem auftritt. Meist sind Teilnehmer verständisvoll und hilfsbereit.
* Abreagieren
– Boxsack oder Holzhacken
– Walken oder joggen gehen
– Hausputz
– Laut fluchen (im Keller? Meine Mutter ging immer in den Keller, Türen zuschlagen 🙂
– Jammern (E-Mail oder WhatsApp an Freundin, eine Freundin anrufen, bei Facebook posten (bringt viel Trost und „du schaffst das!“)
* Mentale Techniken
Yoga, Meditieren, Entspannungsübungen- was Sie auch immer in Ihrem Repertoire haben
* Ablenken
– Spannendes Buch lesen oder Krimi anschauen
Das alles kann helfen, erst einmal aus dem Panikgefühl rauszukommen.
Was aber, wenn Sie gar keine Zeit mehr haben, das Seminar also bald losgeht und Sie stehen da ohne Material?
Hier erst mal einige Brainstorming-Beispiele zu „Notfall-Alternativen“
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Die Teilnehmer kommen nicht ins Forum der Online-Akademie
– Einen neuen Support suchen
– Die Lektionen per E-Mail schicken
– ein neues Forum buchen
– alles über Webinare laufen lassen
– das Seminar verschieben
– den Teilnehmern ein Buch per Post als Wiedergutmachung schicken
– mit jedem Teilnehmer telefonieren und für gute Stimmung sorgen
– statt dessen in einem Seminarraum live treffen
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Zur Erinnerung: Bei einem Brainstorming ist ALLES erlaubt und erwünscht, auch Ideen, wo sich Ihnen eigentlich die Zehnägel kräuseln. Denn daraus können weitere Ideen entstehen…
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Die Flipcharts und der Koffer mit dem Seminarmaterial sind nicht da
– Nachts die wichtigsten Flipcharts noch im Hotel malen
– alle Flipcharts zukünftig mit Foto auf dem Handy, damit ich sie schnell abmalen kann
– den Teilnehmern gar nicht sagen, was alles fehlt, dann fällt es ihnen gar nicht auf, dass der Raum kahl ist
– den Teilnehmern Aufgaben geben, in der Zeit male ich Flipcharts
– die Teilnehmer Flipcharts malen lassen
– neue Methoden erfinden
– schauen, welche Energizer ich auch ohne Material machen kann
– Gegenstände für die 1. Übung im Hotel zusammen suchen
– Ohne CDs müssen die Teilnehmer eben selbst singen
– Minimalismus – Seminar
– man soll ja hin und wieder seine Gewohnheiten durchbrechen: Also mal ein Seminar zwischen kahlen Wänden. Kaum Visualisierung, nur die Ordner der Teilnehmer. (Da standen zum Glück auch noch mal alle Methoden drin).
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Ein Nebeneffekt: Manche Ideen zaubern mir ein Grinsen ins Gesicht. Und Panik und Lachen gehen nicht wirklich zusammen, es mildert es zumindest ab.
Machen Sie mal selbst so ein Brainstorming
Probieren Sie es doch mal selbst aus. Wenn Sie gerade keine aktuelle Katastrophe haben, dann nehmen Sie sich doch eine Situation aus der Vergangenheit. Machen Sie ein hemmungsloses Brainstorming, wo Sie ALLES zulassen und aufschreiben, was Ihnen durch den Kopf schießt. Das macht Spaß! Und lockert Hirnverkrampfungen.
Und wie ging es weiter?
Falls Sie meine konkreten Geschichten interessieren:
Beim Seminar, wo Koffer und Flipcharts am Vortag nicht da waren, als ich den Seminarraum vorbereiten wollte, habe ich folgende Maßnahmen ergriffen:
– Versucht, den Menschen telefonisch zu erreichen, der die Materialverschickung organisiert- ohne Erfolg, auf den AB gesprochen.
– Erst mal ein Abendessen gegönnt, da schon das Mittagessen ausfiel.
– Die wichtigsten Flipcharts für den Einstieg am nächsten Morgen noch mal geschrieben (soweit ich mich an die Inhalte erinnern konnte).
– Bei Facebook gepostet und sehr viele Unterstützungsantworten und Ermutigungen erhalten: „Wenn das jemand kreativ lösen kann, dann du!“ Das hilft (mir) tatsächlich!!
– Morgens noch mal telefoniert und einen Rückruf erhalten, das Gepäck müsste noch vor 9 Uhr eintreffen.
Das Gepäck kam dann wirklich kurz vor Seminarbeginn und ich konnte noch etwas hektisch die wichtigsten Dinge vorbereiten. Die Teilnehmerinnen boten sogar ihre Hilfe an, aber die habe ich erst mal zum Kaffee trinken geschickt.
Wir konnten pünktlich um 9 Uhr starten mit dekorierten Wänden.
Manchmal hilft nur Improvisationstalent. Im ersten Moment möchte man heulen, fluchen oder ich-weiß-nicht-was, aber im Nachhinein kann man sich doch meistens dazu gratulieren, wie gut man eine Situation gemeistert hat. Danke für den Beitrag 🙂
Wenn die Zeit dafür vorhanden ist, gehe ich meist eine Runde um den Block und reagiere mich beim Laufen ab. Und dann hilft improvisieren 🙂