Wenn ich an meine ersten Seminare vor über 30 Jahren denke, dann sahen Arbeitsgruppen und die Präsentation der Ergebnisse wie folgt aus:
Die TN bekamen einen Stapel Papier, den sie durcharbeiten sollten, das Wichtigste sollten sie dann auf Flipcharts schreiben und anschließend wurde das alles im Plenum vorgestellt.
Das war für alle Beteiligten langweilig:
Für die Gruppe selbst, da sie es zum zweiten Mal durchkauen musste,
für die anderen, weil solche Kurzfassungen nicht wirkliche Erkenntnisse bringen und schon gar nicht ermöglichen, das selbst dann anzuwenden.
Außerdem war die Form der Präsentation eben langweilig: Stichwort auf Flipchart und Vortrag. Gäähn.
Tipps für kreative Gruppen-Arbeiten und Präsentationen
Daher möchte ich Ihnen hier und in folgenden Newslettern einige Tipps geben, wie die Arbeit in Kleingruppen nicht nur effektiver werden kann, sondern allen Beteiligten auch sehr viel mehr Freude bereitet und sie vor allem wirklich etwas erarbeiten und entwickeln.
Ansonsten sind viele Arbeitsgruppen oft reine Laberkreise, wo womöglich erst einmal gejammert wird oder sich über dies und das ausgetauscht wird. Der Bedarf an Austausch ist in Seminaren immer sehr groß – und auch berechtigt – sollte aber an anderer Stelle mit entsprechenden Methoden ermöglicht werden.
Dazu werde ich in einem späteren Beitrag auch noch Methoden vorstellen.
1 Arbeitsgruppen brauchen konkrete Aufgabenstellungen
Die Aufgabenstellung sollte nicht nur konkret sein, sondern auch schriftlich dargestellt werden, damit keine Missverständnisse entstehen.
Am besten schreiben Sie die Aufgabenstellung für jede Gruppe auf ein Flipchart und geben der Gruppe dieses Flipchart dann mit. Dann kann es für alle sichtbar aufgehängt werden und es gibt keine Missverständnisse.
Beispiel: Thema: Einführung in ein Thema
- Bei welchen meiner Themen möchte ich einen Überblick oder eine Einführung in das Thema geben?
– Sammlung der Themen 5‘2. Welche der kennengelernten Methoden ist dafür geeignet?
– Sammlung der Methoden 5‘3. Ein Thema auswählen und eine Methode entsprechend auf das eigene Thema übertragen
– Methode aufbereiten 10‘, Präsentation überlegen 5‘Präsentation
Die Methode mit uns als Teilnehmern durchführen.
-
Beispiel
Konkrete Zeitvorgaben
Wie Sie sehen, habe ich auch immer Zeitangaben dazu geschrieben, um endloses Diskutieren zu verhindern.
Eine Aufgabe braucht die Zeit, die du ihr gibst
In Anlehnung an das Parkinsonsche Gesetz: „Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“
Dass dieser Spruch stimmt habe ich in meinen früheren Lehrer-Fortbildungs-Seminaren immer wieder erlebt.
Als ich damit begann, hatten wir 14-tägige Seminare, später 5-tägige. Da gab es gegen Ende immer Arbeitsgruppen, wo die Lehrer Unterrichtseinheiten entwickelten, die sie anschließend vorführten.
Sie bekamen dafür 1 Tag in den 14-tägigen Seminaren, bei den 5-tägigen einen halben Tag und als die Seminare noch kürzer wurden, nur noch 2 oder 3 Stunden.
Das Ergebnis war verblüffend: in der Präsentation war kein großer Unterschied zu sehen. Denn die Gruppen mit mehr Zeit haben einfach viel länger miteinander geredet, sich über alles Mögliche ausgetauscht, bis sie endlich zu Potte kamen und etwas Konkretes entwickelten.
Bei einem Workshop hatte ich dann das endgültige Aha-Erlebnis. Wir hatten nur 15 Minuten Zeit, um zu einer bestimmten Begrüßungsform 1. uns ein Land auszudenken, wo man sich so begrüßt, 2. eine Flagge dazu zu entwickeln 3. einen Sketch zu entwickeln, entweder wie man sich dort streitet oder wie man in dem Land flirtet und 4. noch einen Tanz zu entwickeln.
Und es hat geklappt! Ich habe es auch später in eigenen Seminaren öfter eingesetzt und es hat immer geklappt. Und die Ergebnisse waren grandios.
Das bedeutet: wenn die Teilnehmer wissen, sie haben nur so und so viel Zeit, dann konzentrieren sie sich, verteilen vielleicht auch Aufgaben, sind auf jeden Fall kreativ und produktiv.
Jobs verteilen
Wenn zu Beginn der Gruppen noch entsprechende Jobs verteilt und Verantwortlichkeiten vergeben werden, hilft das auch bei der Einhaltung der Zeiten und anderen Vorgaben. Auch das kann man kreativ gestalten durch die Namen der Jobs.
Da gibt es den Wächter der Zeit, das Eichhörnchen (den Protokollanten), den Moderator (der aufs Flipchart schreibt) etc.
Dadurch, dass alle irgendeine Verantwortlichkeit übernehmen, sind auch alle beteiligt und nicht einige wenige machen die Arbeit.
2 Die Arbeit in Gruppen kann kreativ und produktiv sein
Oben habe ich ein Beispiel, wo die AGs anschließend konkrete Seminarsequenzen und Methoden mit der Gruppe durchführen.
Es gibt aber auch Themen, wo anschließend eine kreative Präsentation gefordert wird.
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten für Kreativ-AGs, hier zeige ich Ihnen eine, andere stelle ich in späteren Beiträgen vor.
Beispiel: Zum Thema Lerntypen
Die Teilnehmer ordnen sich vorher bestimmten Vorlieben zu (und erst danach erfahren sie die Aufgabe.
Alle sollen die Essenz zum Thema Lerntypen erarbeiten, das sie vorher im Seminar ausführlich kennengelernt haben.
AG 1 soll die Ergebnisse als Sketch darstellen
AG 2 präsentiert die Ergebnisse in einem Rap
AG 3 bildet eine Maschine zum Thema (aus den Personen)
AG 4 stellt es grafisch dar (auf einem Flipchart oder anderes).
Es gibt aber auch Themen, da lasse ich es offen und gebe den Teilnehmern Spielraum, wie sie es präsentieren, aber die Bedingung ist, dass es eine kreative Präsentation ist. Dazu können Sie vorher Beispiele nennen wie oben, vielleicht fällt den Teilnehmern aber noch was ganz Anderes ein.
Material und Requisiten
Sie können den Teilnehmern auch Material und Requisiten zur Verfügung stellen oder ihnen die Anregung geben, so etwas im Hotel zu suchen oder zu basteln.
Konkretes Ergebnis benennen
Auf jeden Fall soll klar sein, was und wie sie am Ende vor der Gesamtgruppe präsentieren sollen und wieviel Zeit zur Verfügung steht. In der Regel sind das 3-5 Minuten.
3 Die Präsentation der Ergebnisse
Sie können die Präsentation auch ganz feierlich machen. Als Vernissage (wenn es schriftliche Dokumente, Flipcharts, Visualisierungen, Lernposter oder anderes sind) mit Sektempfang, als Museum, wo gestaltete Produkte auf Tischen feierlich enthüllt werden oder eben als kreative Darbietung.
Dazu wird eine Bühne zur Verfügung gestellt (ich setze mich dann ins Publikum und gebe vorne den Trainer-Raum als Bühne frei). Sie sorgen dafür, dass eine aufmerksame und gespannte Atmosphäre eintritt, die Teilnehmer konzentriert im Halbkreis vor der Bühne sitzen, Sie können einen imaginären Vorhang zur Seite schieben – und die Gruppe 1 beginnt.
Auf jeden Fall gibt es am Ende großen Beifall!
Selten ist es sinnvoll oder notwendig, anschließend drüber zu reden. Es sei denn, es sollte zum Beispiel vom Publikum geraten werden, welcher Lerntyp gemeint ist oder es gibt Verständnisfragen.
Meist wird bei den Präsentationen viel gelacht, und die Teilnehmer entdecken teilweise ungeahnte Talente.
AG-Rap
Der Sinn des Ganzen
Das Wesentliche ist die Arbeit in den Gruppen. Während die Teilnehmer darüber debattieren, was waren denn wichtige Merkmale der einzelnen Lerntypen und noch einmal in den Unterlagen nachschauen, findet genau die Wiederholung und Vertiefung statt, um die es vor allem geht. Der Stoff wird noch einmal hervorgekramt und auf den Punkt gebracht.
Die kreative Präsentation ist nur das Sahnehäubchen, für die AG-Mitglieder wie für die Zuschauer.
Denn es ist eine Illusion zu meinen, wenn Teilnehmer auf herkömmliche Art AG-Ergebnisse darstellen (also Stichworte auf Flipchart erläutern), dass dann irgendwer wirklich den ganzen Prozess der AG nachvollziehen kann und die Ergebnisse selbst umsetzen kann. Das können nur die AG-Mitglieder selbst.
Daher ist es sehr viel sinnvoller, die Kurzpräsentation kreativ und mit Spaß zu gestalten, so dass alle etwas davon haben und es sicher auch besser im Gedächtnis bleibt.
Ihre Seminare werden durch solche Methoden an Tiefe gewinnen und bei den Teilnehmern in positiver Erinnerung bleiben, weil sie selbst aktiv sein konnten.
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