Das nächste Training steht vor der Tür! Sie schauen in Ihren Kalender und bekommen das große Gähnen. Das Thema machen Sie nun schon viele Jahre, genau so und nicht anders.
Das innere Feuer ist längst verflogen.
Klar, das Thema ist wichtig und für Ihre Teilnehmer auch hilfreich und Ihre Kunden buchen Sie Jahr und Jahr genau für das Thema. „Grundlagen der Gesprächsführung“ oder „Effektive Meetings“ oder „Zeitmanagement“.
Ihr Versuche, mal ein anderes Thema anzubieten, haben nicht gefruchtet. Nein, das Thema sei sehr wichtig und käme doch immer so gut an. Also lassen Sie sich wieder drauf ein.
Doch wirkliche Freude macht es Ihnen schon lange nicht mehr
Was können Sie tun?
Hier sind einige Vorschläge, die Sie vielleicht auf neue Ideen bringen. Oder die Sie auf eigene andere Ideen bringen, so dass Sie beim nächsten Seminar nicht mehr innerlich gähnen müssen.
Das Thema anders angehen
Sie haben zu dem Thema ein fertiges und erprobtes Seminarkonzept, indem alle wichtigen Aspekte behandelt werden.
Vielleicht können Sie es einmal total überarbeiten? Ganz neue Punkte mit hineinnehmen, neue Literatur dazu lesen und ein wenig experimentieren? Es gibt sicher noch andere Schwerpunkte, die auch zum Thema passen, bisher aber aus Zeitgründen ausfallen mussten.
Planen Sie ein neues Seminar oder in dem zumindest neue Teile enthalten sind und starten mit entsprechender Neugier Ihr nächstes Seminar.
[Tweet “Basteln Sie Ihr erprobtes Training doch mal ganz neu zusammen.”]
Neue Methoden ausprobieren
Wenn Sie an den Themen und Schwerpunkten nichts ändern wollen, dann probieren Sie neue Methoden aus. Schauen Sie in Methodenbüchern nach (zum Beispiel in meinen :-)), fragen Sie andere Kollegen, wie sie es machen. Stöbern Sie im Internet herum, Sie werden bestimmt eine Menge Anregungen zusammen tragen.
[Tweet “Seit 10 Jahren bieten Sie das gleiche Thema an? Dann ändern Sie doch mal die Methoden. #Trainer # Training”]
Eine Verfallsdatum einrichten
Wenn Sie das Thema grundsätzlich nicht mehr interessiert (mir ging es bei dem Thema „Lerntechniken“ eines Tages so), dann setzen Sie sich selbst ein Datum, ab wann Sie es grundsätzlich aus Ihrem Portfolio herausnehmen. Und entsprechende Anfragen ablehnen.
Das können Sie sich leichter und kundenfreundlicher gestalten, wenn Sie sich vorher bei befreundeten Kollegen umschauen, die das Thema gerne und gut anbieten. Dann können Sie eine Empfehlung aussprechen und Sie machen drei Menschen glücklich:
Sich selbst, Ihren Kunden und Ihre Kollegin, die Sie empfehlen.
Die Menge beschränken
Sie können auch sagen: ok, drei Mal im Jahr mache ich dieses Thema noch, aber mehr nicht.
Auch das kann schon zu Erleichterung führen und mit so vielen anderen interessanten Themen zwischendurch ist es dann vielleicht auch gar nicht mehr so schlimm, sondern macht sogar wieder ein wenig Spaß.
[Tweet “Bei Seminarthemen, die Sie selbst langweilen: beschränken Sie doch die Menge!”]
Offensiv neue Themen anbieten
Wenn Sie es grundsätzlich ändern wollen (was ich in so einem Fall eher mache), dann schauen Sie, welche Themen Sie stattdessen verstärkt anbieten wollen. Und konzentrieren sich ganz darauf.
Entwickeln Sie dazu entsprechende Seminarkonzepte, bewerben Sie es auf Ihrer Webseite und in Ihrem Newsletter. Teilen Sie Ihren Bestandskunden mit, dass Sie nun ein ganz tolles neues Thema haben und bieten Sie es Ihnen an.
[Tweet “Entscheiden Sie sich für neue Seminarthemen, wenn Sie die alten nicht mehr reizen und tragen Sie offensiv nach außen””]
Einfach nicht mehr machen
Nehmen Sie das Thema rigoros aus Ihrem Programm und bieten Sie nur noch die Themen an, die Sie weiterhin gerne machen.
Ob Sie auch noch neue Konzepte entwickeln oder die nehmen, die übrig bleiben ist in dem Fall gleich. Hauptsache Sie entlassen Ihre ungeliebten Themen in der Gewissheit: es gibt andere, die es lieber und damit besser machen.
[Tweet “Manchmal kann es sinnvoll sein, ein Seminarthema einfach nicht mehr anzubieten.”]
Aus eigener Praxis
Mir ging es vor vielen Jahren so, dass ich nach vielen Jahren Seminare zum Thema „Lernen lernen“ und „Lerntechniken“ einfach keine Lust mehr hatte. Ich hatte dazu auch diverse Bücher geschrieben und es sehr oft in Seminaren für Lehrer und Ausbilder angeboten.
Ich habe dann radikal damit aufgehört, als ich merkte: „Wenn ich noch einmal die PEG-Methode erklären muss, fange ich an zu schreien.“
Viel viel später kam es durch die Hintertür noch einmal herein, als Online-Seminar für eine einzelne Teilnehmerin.
Seit Jahren habe ich nun vor, das auch als Online-Seminar anzubieten (vor allem asynchron, also wo die Teilnehmer im Forum arbeiten und das meiste schriftlich passiert), zumal ich ja alles dafür aufbereitet habe. Aber selbst da scheint der Drang gebremst, denn ich habe es noch nicht umgesetzt. Obwohl es dadurch noch mal komplett neu auch für mich wäre. Es muss also noch ein wenig simmern…
In diesem Sinne: Welche Themen lassen Sie gehen?
toller und hilfreicher Artikel, vielen Dank!
Zunächst: Wer “nur” als TrainerIn unterwegs ist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit an den Punkt der Langeweile kommen. Wer sich aber gleichzeitig als ForscherIn sieht, immer auf der Suche nach theoretischer Vertiefung und Ergänzung ist, nach jedem Seminar inhaltliche und methodische Verbesserungen und Veränderungen vornimmt, wird die oder der wird keine Langeweile, sondern ständige Begeisterung spüren. Da spreche ich aus eigener Erfahrung, denn das Forschen und Anwenden, das Reflektieren und Optimieren führt nicht nur zu besseren Trainings, sondern dient auch der eigenen Weiterentwicklung. Ich habe da selbst etliche Paradigmenwechsel bei mir erlebt.
Zweitens: Wer immer das gleiche Seminar macht, also Training von der Stange, hat vergessen, dass man sich auf die „Welt“, Bedürfnisse und Ziele der Zielgruppe einstellen muss. Deshalb kann eigentlich kein Training immer gleich ablaufen. Lernen funktioniert immer dann gut und nachhaltig, wenn wir als TrainerInnen von den Landkarten und dem Vorwissen der TN (,das ja auch falsch oder veraltet sein kann) ausgehen – und darauf aufbauen. Das bestätigt ja auch die Neurowissenschaft. Aber zu oft existiert noch der Gedanke, dass man Wissen “vermitteln” kann und muss, während wir wissen, dass jeder sein eigenes Wissen konstruiert. Spitzer sagte so nett: “Eine Wohnung kann man vermitteln, vielleicht auch noch eine Heirat, aber Wissen kann man nicht vermitteln.”
Und schließlich: Es ist ja bekannt, dass die Motivation der TN auch von der Begeisterung des Trainers abhängt. Wenn die nicht rüberkommt…schon schlecht. Dann würde ich auch sagen: Aufhören!
Liebe Grüße von meiner Deutschlandtour (derzeit aus Bremen),
Roland
Lieber Roland,
Danke für deine ausführliche Ergänzung.
Ich habe immer noch einen Kollegen in Erinnerung, mit dem ich mal im Auto fuhr und der teilweise mehrere Trainings in einer Woche absolvierte zum Thema Verkaufstraining. Und sein fertiges Folienset in der Tasche hatte, das er so immer gleich nutzte.
Das war mir unvorstellbar. Zum einen habe ich in Präsenzseminar noch nie mit Power Point Folien und Beamer gearbeitet (das musste ich erst für die Online-Seminare lernen :-), und zum anderen konnte ich mir nie vorstellen, solche Fließband-Seminare abzuhalten.
Abgesehen davon, dass ich nie mehr als ein Seminar pro Woche machen würde und zwischen jedem Seminar einige Tagen Pause mache.
(Ist jetzt ein anderes Thema, kam mir aber gerade dazu in den Sinn :-))