Heute ist mein „normaler“ Tagesablauf komplett über den Haufen geworfen. Ich wurde um 3:30 Uhr wach und konnte nicht mehr einschlafen. Also habe ich irgendwann das Licht angemacht und versucht, mich müde zu lesen. Als das auch nicht funktionierte, habe ich im Bett einen Kaffee getrunken (zum Frühstück trinke ich normalerweise Earl Grey), dabei weiter gelesen- und bin dann tatsächlich noch einmal eingeschlafen. Und viel später als sonst aufgewacht und aufgestanden.
Das alleine ist für mich schon eine Revolution. Normalerweise stehe ich so um 6 Uhr rum auf, mache Yoga und dann frühstücke ich.
Ich habe mal vor vielen Jahren ein Mind Map erstellt: Mein idealer Arbeitstag. Mit kleinen Abweichungen könnte ich es heute immer noch so schreiben.
Was ist mein idealer Arbeitstag / Ihr idealer Arbeitstag?
Das kann ich nur beantworten in Bezug auf eine konkrete Zielstellung oder Sichtweise. Geht es mir darum, wie ich möglichst effektiv arbeiten kann? Oder geht es um das Thema Work-Life-Balance? Oder was ganz Anderes?
In meinem idealen Arbeitstag ist es verwoben. Da ich mich dann auch am wohlsten fühle und mir das Arbeiten im Flow mehr Spaß macht, dient diese Aufteilung auch meinem Wohlbefinden insgesamt.
Ich bin – meist- ein Morgenmensch. Ich stehe gerne früh auf und bin dann am fittesten. Wenn ich morgens arbeite, bin ich sehr viel konzentrierter und schaffe mehr als nachmittags.
Doch stelle ich zunehmend fest, dass das nicht immer stimmt.
Die erste Ausnahme, die ich bewusst durchführe
Weil ich morgens so fit bin und am liebsten gleich an den Schreibtisch stürzen würde, fiel es mir ja schwer, mein morgendliches Yoga zu integrieren. Denn das war ja „privat“ und war eben auch nicht aktiv, sondern dabei geht es ja darum, innerlich und äußerlich zur Ruhe zu kommen.
Da ich es aber sonst nicht regelmäßig in meinen Tagesablauf integrieren kann und es für mich sehr wichtig ist, musste ich es eben lernen, mich da also erst noch zu bremsen J und mir diese Zeit zu genehmigen.
Wann ist Flexibilität angezeigt?
Darüber hinaus gibt es Situationen, wo es einfach nicht klappt oder eben auch nicht passt. Wie nach der heutigen merkwürdigen Nacht. Es wäre idiotisch gewesen, mir um 6 Uhr den Wecker zu stellen, wenn ich erst um 4:30 Uhr eingeschlafen bin. Also habe ich tatsächlich bis 8:30 Uhr geschlafen, für mich eine Revolution, wie ich schon schrieb.
Noch wichtiger ist aber, dass mich dann nicht das schlechte Gewissen packt. Sondern es akzeptiere, dass es heute so ist.
Da es schon so spät war, habe ich auch das Yoga geschlabbert (zum zweiten Mal jault mein schlechtes Gewissen auf!). Und statt nun zügig zu frühstücken, habe ich meine Mails gecheckt, eine Bücherbestellung bearbeitet (wie schön, 3 Bücher wurden in meinem Shop bestellt), eine Postbank ID eingerichtet, mich für die „Fragen und Antworten“ registriert, da ich meine Kontoauszüge bei der neuen Sicht nicht mehr finde und da ich immer noch in den Nachwehen des Umzugs stecke, noch einiges geräumt.
Und mich dann um 10:30 Uhr mit meinem Frühstück auf den Balkon gesetzt. Fast noch gedacht: „Hoffentlich sieht mich keiner von den Nachbarn, dass ich so spät frühstücke. Ach, es kann ja mein 2. Frühstück sein!“ Ist es denn möglich? Abgesehen davon, dass es meinen neuen Nachbarn wohl schnurzpiepe ist, wann ich frühstücke und sie mich noch kaum kennen, was schert es mich?
Vielen von Ihnen erscheint das hier vielleicht alles völlig absurd. Denn ich kenne auch Menschen, die eigentlich fast immer so leben. Wenn sie keinen festen Termin haben, dann eben schlafen, so lange sie wollen. Rumkramen, machen und dann erst spät mit der Arbeit beginnen. Es gibt ja auch Abendmenschen.
Mir erschienen die immer suspekt. „Wie kann man so einen Tag beginnen? Da geht doch die ganze Power flöten“. Etc.
Durch Online-Seminare kann ich mehr den eigenen Rhythmus leben
In diesem Monat mache ich mit einer Ausnahme (dem Natur-Seminar) nur Online-Seminare. Was ich neben der inhaltlichen intensiven Arbeit mit den Teilnehmer*innen auch genieße ist eben, dass ich zu Hause arbeite und dort eben auch meinen Tagesablauf viel besser meinem Rhythmus anpassen kann als in einem Präsenzseminar. Wo ich zumindest am 2. Seminartag kein Mittagsschläfchen machen kann (da ich das Zimmer räumen musste und die Pause auch nicht ausreicht).
Bei Online-Seminaren und Online-Coaching kann ich die Zeiten so legen, dass ich eine vernünftige Mittagspause habe, da ich weiß, dass ich sie brauche, damit ich nachmittags wieder voll fit und präsent bin.
Ich kann auch kurz eine Runde in der Natur drehen zwischendurch oder am Abend nach der letzten Online-Session. Oder mich zwischendurch mit einem Tee auf den Balkon setzen und ins Grüne schauen.
All das hilft, dass ich in einer guten Verfassung bleibe und damit auch eine gute Arbeit machen kann.
Wenn dann mein innerer oder äußerer Rhythmus durcheinander fliegt durch einen Umzug oder eine schlaflose Nacht, kann ich das zu Hause viel besser ausbalancieren und ausgleichen. Es merkt ja niemand, wenn ich zwischen 2 Webinaren Kisten auspacke – und für mich ist es eine Abwechslung, weg vom PC, etwas Praktisches mit sichtbarem Ergebnis machen.
Soweit meine Gedanken zum Rhythmus, die mir kamen, als ich nach dem Frühstück auf dem Balkon mich auch noch kurz auf die Liege gelegt habe und vor mich hingedöst. Wobei mein Gewissen natürlich zum dritten Mal laut schrie: „Wie kannst du nur! Mitten in der heiligen Arbeitszeit!“
Ich kann – und wie ich schon oft erlebt und geschrieben habe: gerade beim Wandern oder rumliegen (sonst beim Mittagsschläfchen, heute eben beim Nachfrühstücks-Dümpeln) kommen mir oft neue Ideen oder ein Impuls wie jetzt, wo mir das Thema „Rhythmus“ in den Sinn kam und gleich drauf: „Mensch, du hast schon ewig keinen Newsletter mehr geschrieben, das wäre doch ein Thema, das für viele interessant sein kann.“
Und schon sprang ich auf und sitze nun am Schreibtisch.
Wie sieht Ihr idealer Arbeitstag aus? Was ist Ihr Rhythmus?
Die erste Frage ist dabei, ob Sie sich dessen bewusst sind, was Ihr idealer Rhytmus wäre? Denn viele Menschen lassen sich von äußeren Situationen und Begebenheiten bestimmen, weil sie davon ausgehen, dass sich das nicht ändern lässt. Sie sind beispielsweise angestellt und haben nur 30 Minuten Mittagspause. Daher machen Sie sich gar keine Gedanken, was denn ideal für Sie wäre.
Es lohnt sich aber trotdem. Denn nur dann können Sie etwas in die Richtung verändern, die Ihnen gut tut. Sei es, mit Ihrem Chef eine andere Vereinbarung zu treffen (weil Sie dann nachmittags eine viel bessere Leistung bringen) oder für sich eine Form finden, wie Sie für sich besser sorgen können. Nach der Arbeit noch einen Spaziergang durch den Park machen oder die Mittagspause anders nutzen als bisher. Kein Brötchen runterschlingen, während Sie die E-Mails checken- was auch immer.
Aber auch Freiberufler stecken oft in vermeintlichen Zwängen, sind jederzeit telefonisch erreichbar, haben bestimmte Gewohnheiten und Regeln, die vielleicht gar nicht immer sinnvoll sind und selten hinterfragt werden.
Wagen Sie einen kurzen Ausflug
Ganz gleich, wie Ihre konkrete Situation ist: Schreiben Sie doch mal Ihren idealen Arbeitstag auf. Wann würden Sie am liebsten aufstehen? Was würden Sie dann am liebsten machen? Wann und wie lange Pausen?
Malen Sie ein Mind Map oder schreiben Sie eine Liste – auch wenn eine innere Stimme schreit: “Das geht doch nicht!”
Wenn Sie dann fertig sind, dann schauen Sie es sich an. An welchen Stellen können Sie direkt etwas ändern, weil es IHRE Entscheidung ist?
Wo können Sie vielleicht nicht ganz Ihr Ideal erreichen, aber etwas ändern, das Sie in die Richtung bringt?
Machen Sie ein kreatives Brainstorming, spielen Sie mit verschiedenen Ideen und Lösungen.
Und wenn Sie dann Ihren idealen Arbeitstag gebastelt haben, klopfen Sie sich auf die Schulter und feiern Sie.
Und denken Sie gleichzeitig dran: das ist kein in Stein gemeißeltes Gebot, sondern eine Orientierung. Die Sie je nach Gegebenheiten flexibel variieren müssen oder dürfen. Aber Sie wissen nun, was Ihnen gut tut und wo Sie etwas dran drehen können.
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